Falk war schnell - und strammen Schritt gewöhnt. Außerdem wollte er den Gouverneur lieber nicht warten lassen. Trotzdem brauchte er einige Minuten, bis er die Feste erreichte.
Sirgal schaut Allister lächelnd an. "Gucken kann ich gut... nur die Farbe bekomm ich nicht hin." sie spielt auf seine braunen Augen an.
Amira hatte ich währenddessen gewaschen und frisch angezogen, um sich zum Hafen aufzumachen. Irgendwie hatte es sich in letzter Zeit zu einer Angewohnheit entwickelt, dass sie das einzelne Kavallariepferd nun regelmässig bewegte. Es wurde praktisch kaum gebraucht und stand so die meiste Zeit nur in der Gegend herum. Im Gehen verdrückt sie die Reste eines Pfirsichs, welchen sie im Hinausgehen noch aus dem Korb mit den Leckereien gefischt hatte. Bald wäre sie am Ziel...
"Hm? Ich? Braune Augen?" 'Oh man, Sirgal halt die Klappe!' ermahnt sie sich, doch langsam ließ auch die Wirkung nach. Allister schien ihr nicht auf die Schliche gekommen zu sein - oder er war ein so grundguter Kerl, dass er es nicht nutzte.
Auf dem Weg zu dem kleinen Stall trifft sie Collin auf der Strasse. "Morgen, Collin.", lächelt sie und bleibt stehen, "Was machst Du denn schon so früh hier draussen?" "Überraschung für Tante Nana.", antwortet der Knirps und präsentiert stolz eine kleine Milchkanne, "Die Milch ist uns gestern Abend ausgegangen und meine Grossmutter mag sie doch so gern zum Frühstück." Wieder lächelt Amira. "Bist ein guter Junge.", neckt sie ihn, so wie Tante Nana es immer tat. "Hey!", protestiert er und streckt ihr grinsend die Zunge raus, als sie ihm durch die Haare wuschelt, "Ich bin doch schon gross!" Amira lacht herzhaft und geht vor ihm in die Hocke. "Wenn Du mit Allem fertig bist, kannst Du mir dann einen Gefallen tun, Collin?", fragt sie den Jungen und fördert dabei einen Salbentiegel aus ihrer Gürteltasche. "Sicher." "Gut.", sie reicht Collin das kleine Tongefäss, "Wenn Du alles erledigt hast, dann bring das hier bitte zu Captain Darius. Sag' ihm, er soll davon je einmal am Tag eine dünne Schicht auf seine Prellungen auftragen- das hilft; notfalls soll der dazu ins Lazarett gehen, wenn er nicht überall drankommt. Oh, und als Belohnung, bekommst Du das hier..." Sie reicht ihm den zweiten Pfirsich, den sie eigentlich für sich selbst mitgenommen hatte. Die Augen des Jungen Strahlen. "Danke, Amira! Die mag ich am liebsten!" "Freut mich zu hören.", grinst sie und erhebt sich wieder, "Und nun lauf'- Nana will bestimmt bald ihr Frühstück zu sich nehmen." "Und denk' an die Salbe!", ruft sie dem Kind hinterher, als dieses schon fast verschwunden war. Sie lächelt kopfschüttelnd und setzt ihren Weg fort. Von der Salbe hatte sie einen weiteren Tiegel in ihrer Bleibe. Sie würde Falk später damit behandeln, wenn er wieder zurück wäre- die Mixtur würde eine schnellere Heilung der schmerzhaften Prellung sorgen und den Schmerz leicht betäuben. Eine Hand fährt bei diesem Gedankengang über ihre Seite, wo Falk sie am Morgen zuvor getroffen hatte. Einem aufmerksamen Beobachter wäre wohl aufgefallen, dass Amira sich heute morgen, im Gegensatz zu sonst, ein wenig steifer bewegte...
Sirgal schüttelt lächelnd den Kopf. "Die Wirkung verfliegt bereits. Es hält etwa eine Viertelstunde an, bevor sie nachzulassen beginnt. Bis alles weg ist, können aber je nach Konstitution eine viertel bis halbe Stunde vergehen. Einsetzen tut die Wirkung übrigens binnen fünf Minuten - so lange brauchen die Wirkstoffe, bis sie vom Körper aufgenommen wurden. Was wolltest Du denn fragen?"
Sirgal nimmt das Antidot an sich, bedeutet Allister, die andere Flasche mit dem Serum verschwinden zu lassen, wenn er es unauffällig einsetzen wollte...
Sie war am Stall angekommen, wo man sie zu dieser Stunde jedoch nocht nicht erwartet hatte. So macht sie sich das Pferd selbst bereit und führt die Grauschwarze Stute zunächst am Zügel durch die Strassen und auf das Seitentor zu. Die Wache dort kennt sie und öffnet ihr das Tor. Amira nickt dem Posten freundlich zu und schwingt sich in den Sattel, um das Tier in den beginnenden Tag zu lenken. Erst in langsamen Schritt, dann in gemächlichem Trab und dabei immer wieder kompliziert erscheinende Muster in den Sand reitend. Amira vergisst vollkommen die Zeit...