Betreten schaut Fox ihn an, diesmal ganz in Ruhe und sich sicher, dass sie niemand beobachtete. Sie studierte das Gesicht des Mannes, blieb aber ganz still auf dem Bett sitzen. "Wir sind schon zwei helden, was?" sagte sie dann leise und sanft. Sie ging davon aus, dass er noch in der Betäubung lag, denn sonst hätten die Männer ihn nicht so transportieren können. Fox spekulierte, dass die nächste Zeit für ihn alles andere als angenehm werden würde.
Das tat er. Man hätte ihm das Bett unter dem Hintern wegklauen können und Pip hätte es nicht mitbekommen. Im Gegensatz zu gestern war er im Moment ziemlich blass und eingefallen, was die Schatten um die Augen noch ein wenig mehr hervorhob. Seine Züge wirken gerade recht weich, auch wenn kleinere Fältchen um die Augen und auf der Stirn sichtbar waren. Es war gut, dass er noch schlief, denn Lucy hatte ihn fast komplett wieder aufmachen müssen, um die Drähte zu entfernen- sowohl der Arm, als auch der Brustkorb waren frisch verbunden, wobei letzterer beim Zunähen durch das viele Narbengewebe eine echte Herausforderung dargestellt hatte. Gleichmässig hob und senkte sich seine Brust im Takt der Atmung. Es würde wohl noch eine ganze Weile dauern, bis er wieder wach wurde- nicht mal die Augen bewegten sich unter den geschlossenen Lidern...
Kurz darauf kam Lucy mit diversen Verbandsutensilien wieder um die Ecke. Auch sie sah ziemlich erschöpft aus, auch wenn sie jetzt wieder eine saubere Schürze trug. Sie nimmt hinter Fox Aufstellung.
"Wenn Sie möchten, schaue ich mir jetzt ihre Blessuren an.", spricht sie sie leise an, da sie Carter nicht erschrecken wollte, "Ansonsten schicke ich Ihnen nochmal Claire, damit Sie Ihnen beim Haarewaschen hilft und komme wegen dem Verbandwechsel später nochmal wieder."
Lucy schnaubt hörbar. "Nun zeigen Sie schon her.", kam es grummelig von ihr- sie war gerade nicht in der Stimmung für lange Diskussionen. Daraufhin wird ihre Stimme jedoch wieder ruhiger, als sie auf Pip deutet. "Der wird nicht weglaufen.", fährt Wilcox fort, "War immerhin ein ganzes Stück Arbeit."
"Elend sieht er aus." sagte Fox wertungsfrei aber leise. "Wird das wirklich wieder?" Sie drehte sich aber bereitwillig um, damit Lucy an ihr Gesicht, Schulter und Hand kam. "Oder soll ich nach drüben gehen?" sie wies mit dem kopf auf das Bett, Schwindel und Schmerz ignorierend.
"Das geht schon- solang Sie mir nicht aus den Latschen kippen.", antwortet Lucy und holt sich einen zweiten Stuhl heran, um sich zuerst der Hand zu widmen. "Es gab ein paar Komplikationen.", fährt sie ruhig fort, während sie den alten Verband abwickelte, damit sie die Naht begutachten konnte, um nach dem Säubern einen neuen Verband anzulegen, "Wenn er die nächsten zwei drei Stunden übersteht, hat er eine sehr gute Chance."
Als hätte ihre Zunge ein Eigenleben, fragt Fox: "Kann ich irgendetwas tun?" Dass das herumschrubben auf der Hand weh tat, machte ihr den Kopf grade nur klarer.
Lucy dachte sich ihren Teil, sprach es jedoch nicht aus. Die Heilerin schüttelt den Kopf. "Abgesehen von beten haben wir getan, was wir konnten.", antwortet sie und befestigt den Verband an der Hand, um dann auf das Hemd zu deuten, "Jetzt die Schulter bitte- geht's?"
Fox entledigte sich des Hemdes, wie ein Krieger sich einem Kettenhemd... Da Pip weit weg in anderen Gefilden war, machte es ihr nichts aus, dass sie nichts darunter trug. Nur mit der weichen Hose bekleidet, setzte sie sich wieder, auch wenn der Schwindel jetzt bös war. Die linke Schulter war geschwollen wie ein Kinderball, blauschwarz und der Erguß zog sich langsam in die Brust hinüber. Sie tat beim Bewegen elend weh, da sie aber wieder positioniert war, funktionierte das Gelenk. Und Fox war zäh, was ignorieren anging.
Lucy begutachtete die Schulter eingehend, ohne jedoch gross dran rumzudrücken. "Achtung- das wird jetzt etwas kalt.", meint sie schliesslich, als sie beginnt eine Salbe aufzutragen, um dann im Anschluss wieder eine halbwegs stabilisierende Bandage anzulegen.
Behutsam als würde sie mit einem rohen Ei hantieren, löst Lucy die 'Abdeckung' erneut mit Hilfe einer Tinktur von der Brandwunde, um auch hier einen genauen Blick drauf zu werfen- gerade nach dem zweiten Eingriff am letzten Abend.
Nachdem Fox' Blut grade mal wieder in Wallung war, zeigte es sich auch genau so nach dem Ablösen der Verbände. Die Haut war so fein und dünn, dass es sofort wieder blutete und winzige Gefäße rissen. Fox merkte die warme Feuchtigkeit - und schwieg.