Lucy liess sich nicht beirren. Die Blutung war zwar ärgerlich, jedoch kein Drama. Routiniert reinigt sie behutsam die offene Stelle und stillt die Blutung, um dann eine Salbe in einer gleichmässigen Schicht auf das neue Abdecktuch zu schmieren, statt direkt auf die Wunde- das würde ein erneutes Festpappen verhindern. Das neue Tuch hatte Strippen mit denen man es zumindest soweit fixieren konnte, dass es nicht verrutschte, doch Lucy liess sie noch nicht zum Einsatz kommen. "Ich werde Claire sagen, sie soll es nachher festmachen, wenn sie mit Ihnen fertig ist.", erklärt sie und packt die Utensilien wieder zusammen, "Dass Sie mich nicht falsch verstehen- das ist kein Freifahrtschein um hier umherzuwandern, wie es Ihnen passt- ich will Sie nicht ausserhalb dieses Raumes sehen, es sei denn die Natur verlangt ihr Recht."
Fox nickte. "Dann geh ich schnell und bin gleich zurück..." Sie würde Pip ohnehin nicht allein lassen - nicht nach der Ansage. Besser hätte Lucy sie niemals im Raum halten können.
Fox würde ihren Weg schnell finden- es war alles ausgeschildert. Währenddessen ruft Lucy Claire wieder zu sich und trägt ihr auf Fox zur Hand zu gehen, wegen der Haare- zum Einen ging das mit nur einer Hand und einer kaputten Schulter eh schlecht und zum Anderen wollte sie nicht, dass wieder was in die Wunde kam und das Ganze somit wieder neu versorgt werden musste. Dann prüft sie nochmals Pip's Vitalfunktionen und verlässt mit ernstem Gesicht den Raum, während Claire sich um Alles Weitere kümmert.
Claire wartet bereits. "Bitte nehmen Sie Platz.", fordert sie Carter auf und deutet auf einen Stuhl mit hoher Lehne, der zuvor neben dem Bett an der Wand gestanden hatte und hinter dem sich nun ein hochbeiniges Holzgestell mit einer gefüllten Schüssel darin befand. Das Gestell und die Schüssel waren besonders geformt, sodass man bequem den Nacken auflegen konnte, wenn man auf dem Stuhl sass. Mit am Gestell befand sich eine Ablage mit Seifen, Kamm und Tüchern unten daneben standen zwei Eimer- der eine leer und der andere mit angenehm warmem Wasser gefüllt nebst grosser Kelle.
Dieser zeigte weder die geringste Reaktion, noch irgendeine Veränderung im Gegensatz zu vorher. "Entspannen Sie sich.", bittet Claire mit ruhiger Stimme und legt sorgfältig die Strippen der Wundabdeckung ausser 'Reichweite' der Haare. Vorsichtig bearbeitet sie die Haare zuerst mit dem groben Kamm, um sie dann in mehreren Waschgängen mit Wasser und Seife wieder sauber zu bekommen. Bei der ersten Ladung verwendete sie noch zusätzlich eine Substanz aus einer kleineren Tonflasche, die das eingetrocknete Zeugs in den Haaren gut löste.
Claire lächelte, da es irgendwann den Anschein hatte, dass Fox die Behandlung gefiel. Schon bald war sie fertig und konnte das Haar nun endlich komplett entwirren, ohne die Hälfte auszureissen. "Bevor ich die Abdeckung festmache- möchten Sie einen Zopf, oder soll ich die Haare offen lassen?", fragt sie, nachdem sie sie mit einem Tuch soweit es ging getrocknet hatte.
Claire tat wie geheissen und fixiert im Anschluss die Strippen der Wundabdeckung an Carter's Hinterkopf; nicht zu locker, damit nichs verrutschte jedoch auch nicht zu fest, als dass es zu unangenehm wäre. "So fertig.", meinte sie schliesslich und beginnt das Zeug zusammenzuräumen- es hatte alles auf dem rollbaren Gestell Platz; den Waschwagen hatte sie zuvor wieder weggeräumt, als Fox noch unterwegs war, "Ich lasse Sie dann mal allein- wenn Sie etwas brauchen, dann melden Sie sich bitte." Es war überflüssig zu sagen, dass jemand in regelmässigen Abständen hereinkommen und nach Pip sehen würde.
Fox holte sich die Decke wieder - zu so sitzen war es ihr dann barfuß doch zu kalt - und hockte sich wieder auf den Stuhl bei Pips Bett. Sie strich ihm sacht über den Arm, ließ ihre hand dann darauf liegen und sagte leise: "Mach mir nur keinen Blödsinn. Die haben Dich genug geärgert. Zeit, dass Du wieder heil wirst..."
Jenkins lag still und reglos da. Schwach. Hilflos. Augenscheinlich nah an der Grenze. Doch die Atmung war- zumindest im Moment- regelmässig, wenn auch ein wenig flach, ebenso wie der Puls.
So wie er da lag, verunsicherte er Fo zutiefst - und zum ersten mal verfluchte sie es, nicht mehr von diesen Dingen zu wissen. Tränke brauen, Pulver um Dinge zu zerstören - das konnte sie. Aber wieder heil machen? Nur an Metall herumschrauben. Sie verstand es nicht. Fox sah Pip lange an, musterte ihn wieder und wieder. Ihre Nutzlosigkeit machte sie fast rasend. Doch sie blieb äußerlich ganz still, um ihn nicht zu stören, wartete, betete tatsächlich.
Nach ungefähr 20 Minuten, kam Lucy wieder in den Raum, um Pip zu kontrollieren. Sie kommt von der anderen Seite her an das Bett heran, sodass Fox in aller Ruhe sitzen bleiben konnte. Die Heilerin schlägt die Bettdecke zurück, um die Verbände in Augenschein zu nehmen- der Soldat trug neben den Verbänden nur eine Lazaretthose. Hier und da war von den Nähten ein wenig durchgesuppt, was Lucy stirnrunzelnd begutachtet, jedoch noch als vertretbar einstuft. Dann prüft sie eingehend Puls und Atmung und schüttelt langsam den Kopf.