Es schien ein Wechsel zwischen den beiden zu sein. Fox hatte im Moment dunkle Ringe unter den Augen und der Schmerz der zurückkam, zeichnete ihr wieder die vielen feinen und tieferen Linien ins Gesicht. Es pochte und brannte unter dem Verband, so dass sie ihn am liebsten abgerissen hätte - doch sie erinnerte sich nur zu gut an das vorsichtige Entfernen und das Blut als Folge. Jetzt schmerzte auch die Schulter und der Rücken, sie wusste nicht mehr, wie sie sitzen oder sich bewegen sollte. Ein vorsichtiger Versuch aufzustehen wurde jäh von wegknickenden Knien beendet. Sie kam vom Stuhl nicht hoch. Fox fluchte leise. So leise, dass sie ihn nicht stören würde. Es musste irgendwie gehen! Den Stuhl über den Boden schieben würde Lärm machen - fiel also auch aus. 'Dann die unelegante Methode.' Sie schaute auf den Boden und dann zum Bett hinüber...
Das letzte mal, dass sie mit erschrecken jemanden aus Schwäche über den Boden hatte kriechen sehen, um ins Bett zu kommen, war ihre Großmutter gewesen. Fox, fast vierzig Jahre alt, war grade im Begriff, das Selbe zu tun. Der Schmerz, der ihr über den Rücken bis in den Kopf kroch, war gemein. Der Schädel hämmerte ohnehin schon und das gesicht auch. Sie ließ sich vor dem Stuhl auf die Knie sinken. 'Leise... nur leise...' Sie wollte nicht, dass Pip etwas davon mitbekam. Die bewegungen und der jetzt nach unten gerichtete Kopf machten die Sache nur noch schlimmer. Schnaufend unterdrückte sie den Anflug von Übelkeit und machte sich auf den Weg zu ihrem Bett, was sie erstaunlich schnell erreichte. Einen Arm auf der Liegefläche blieb sie einen Moment erschöpft sitzen, bevor sie sich hochstemmte. Zumindest war das der Plan. Nur Mist mit nur einem funktionierenden Arm...
Pip murmelte weiter vor sich hin und draussen auf dem Gang machte wieder Betty die Nachtschichtrunde. Als sie die leisen Geräusche aus dem Zimmer hört, drückt sie behutsam und ohne einen Laut die Türklinke herunter, um sich einen Überblick zu verschaffen...Und erwischt Fox gerade dabei, wie sie ins Bett zurückzukommen versucht. "Nicht schon wieder...", geht es der Pflegerin durch den Kopf, welche Fox bereits in der vergangenen Nacht in ihr Bett zurückgeschickt hatte. Mit ein paar schnellen Schritten ist sie bei der angeschlagenen Carter, um sie zu unterstützen...
"Miss Lucy ruht sich gerade aus.", wispert die Andere zurück und geht so behutsam mit Fox um, wie es ihr möglich war, "Die bekommt davon schon nix mit."
"Das haben wir gleich.", kommt es zuversichtlich von Betty, während sie Fox so leise und schonend als möglich in deren Bett zurückverfrachtet. "Sie sollten es nicht derart übertreiben- sonst kommen Sie hier nie raus.", flüstert sie tadelnd. Im Schlaf drehte Pip unruhig den Kopf hin und her...
Betty schüttelte verständnislos den Kopf. "Das wäre dann das erste Mal, dass jemand freiwillig seine Gesundheit riskiert, um länger bleiben zu können...", murmelt sie- sie hatte ja keine Ahnung, was inzwischen alles vorgefallen war. Aus Jenkins' Richtung kam ein leises Stöhnen und Betty wandte sich ihm zu, nachdem Fox wieder unter ihrer Decke lag, wo sie nach Meinung der Pflegerin auch tunlichst hingehörte.
Gewissenhaft wird er von Betty überprüft. Die Augen huschen unter den geschlossenen Lidern hin und her. Herz und Atmung zwar ein bisschen schnell, aber gut und kräftig. Leichter Schweiss auf der Stirn, aber keine erhöhte Temperatur. Die Wunden auch trocken. Alles in allem nur etwas unruhig.
Fox lag auf der Seite, Pip zugewandt. Das Kissen wieder so zurückgeschoben, dass sie auch liegen konnte. Jetzt war sie zwar im Bett, aber besser war das auch nicht. Sie lag wach, war völlig am Ende ihrer Kraft und fand doch keine Ruhe. Die Sorge um den mann neben ihr ließ sie nciht schlafen.