Sie schimpfte und fluchte... und wurde immer leiser dabei. Irgendwann wurden ihr die Lider schwer wie blei und alles um sie herum war irgendwie egal. Nur noch leise murrend - was bald eher dem Schnurren einer Katze glich - lag sie schließlich wehrlos und ließ die müden Augen zu. "Nicht... so viel verband", meinte sie noch. "Das ist zu warm und brennt so..."
Als sie sich sicher ist, dass Carter ausser Gefecht war, widmet die Heilerin sich wieder der Kopfwunde. Grummelnder Weise nimmt sie die Brandwunde unter die Lupe. Das abrupte Abreissen des Verbandes war zumindest aus Lucy's Sicht eine blöde Idee gewesen- die Verletzung an sich war zwar noch sehr frisch, doch durch die Salbe hatte die Heilung bereits einzusetzen begonnen und durch das gewaltsame Entfernen des Verbandes war ein Grossteil wieder aufgerissen worden; Stellen die vorher trocken waren, schimmerten nun feucht von austretender Wundflüssigkeit. Leise vor sich hin fluchend macht sie sich an die Neuversorgung, wobei es ihr ziemlich egal ist, ob sie jemand dabei hörte, oder nicht- immerhin war das hier ihr Lazarett, da kannte man das schon. Am Schluss deckt sie alles mit einem sauberen Tuch ab und fixiert dies mit einer einfachen Binde sorgsam- solang Fox ausser Gefecht war und ruhig lag, würde Lucy diese Art von Verband nutzen. Wenn ihre Patientin in zwei drei Stunden wieder zu sich kommen würde, würde sie diese vor die Wahl stellen- entweder ruhig liegen oder fester Verband... Seufzend schüttelt die Heilerin den Kopf und räumt ihr Zeug zusammen, ehe sie Fox' andere Blessuren nochmal überprüft und sich dann in den hinteren Teil des Lazarettes begibt. "Rufen Sie mich, soblad sie wach wird.", meint sie im Vorbeigehen zu einem der anderen Heiler.
Fox lag reglos und wie erschlagen in dem Bett - und das Verunstaltete Gesicht machte sie nicht grade Attraktiver. Die weißen Haare ließen sie eher noch blasser wirken - und grade jetzt mal fast verletzlich und nciht so bärbeißig wie sonst.
In Viertelstündigen Abschnitten erstattete man Lucy Bericht, welche im hinteren Teil mit dem Neumixen von Salben beschäftigt war. Sie hatte die Dosierung des Mittels bei Carter aus Konstitutionsgründen noch relativ gering gehalten, da sie sie ja nicht bis zum nächsten Tag hatte ruhig stellen wollen. Die Heilerin hoffte nur, dass ihre Patientin hinterher kooperativer sein würde- zum Einen hasste sie diese Art von Massnahmen und zum Anderen war das Mittelchen nicht gerade einfach und günstig in der Herstellung.
Es dauerte lange, bis Fox wieder zu sich kam. Benommen lag sie da und der nebel waberte noch immer um sie herum. Sie spürte den neuen verband, die Hitze darunter und griff langsam nach oben. "Heiß... so heiß..."
Sie würde nicht weit kommen, da sie nach wie vor noch am Bett angebunden war- zwar hatte man die Ledergurte inzwischen ein wenig gelockert, sodass sie nicht zu sehr einschnitten, jedoch brachte ihr das im Grunde kaum mehr Bewegungsfreiheit als vorher. Kaum dass sie sich rührte, sagte man Wilcox bescheid.
Lucy war an das Lager getreten und hatte sich auf einen Schemel neben dem Bett gesetzt. "Wieder eingekriegt?", fragt sie mit leiser Stimme, da sie Carter nicht zu sehr erschrecken wollte.
Als die Ledernen Gurte sie an der Bewegung hinderten, flammte Wut und Verzweiflung in ihr auf, und sie reagierte wie ein wildes Tier, dass man in die Enge getrieben hatte. Sie schrie auf und gebärdete sich in Panik wie wild, um die Fesseln loszuwerden...
Das Resultat war, dass sich Lucy über sie beugte und an den Schultern nahm, sodass sie sie wahrnehmen musste. "Carter! Verdammt noch eins!", spricht die Heilerin sie deutlich an, "Beruhigen Sie sich endlich! Auf die Art tun Sie uns beiden keinen Gefallen!"
Es gab im Prinzip nur eine einzige Sache, die Fox völlig aus der Fassung brachte - gefesselt wehrlos zu sein. Es lag lange zurück, sie hatte es nie erzählt. Doch jetzt war die Panik da und vernebelte ihr die Sinne. Sie hörte Lucys Worte nicht einmal.
Wilcox runzelt die Stirn. "Vielleicht..." "Lösen Sie für's Erste die Gurte an Beinen, Hüfte und Bauch.", verlangt sie von einem aufgrund des Lärmes herbeigeeilten Helfers. "Halten Sie das für eine gute Idee?" Missbilligend sieht sie den Mann an. "Erstens ist das hier mein Lazarett, ergo tun Sie was ich Ihnen sage und Zweitens- haben Sie eine bessere Idee, Soldat?" "Wie Sie wünschen, Lieutenant Wilcox.", kam die zackige Antwort, ehe der Mann der Anweisung nachkam. Vorsichtig löste er einen Gurt nach dem anderen, bis nur noch die Arme und der Oberkörper fixiert waren- wohl darauf achtent nicht getreten zu werden. Lucy hingegen hält Fox' Kopf mit beiden Händen und sanfter Gewalt einigermassen ruhig, um zum Einen zu verhindern, dass ihre Patientin irgendwo anschlug und zum Anderen um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen. "Carter! Sehen Sie mich an!", verlangt sie mit fester Stimme.
Es dauerte eine Weile, bis Fox merkte, dass sie nicht mehr gefangen war. Langsam beruhigte sie sich, zitternd nach luft ringend. Die Adern an Hals und Schläfen traten hervor, ihr Kopf war hochrot.
"So ist gut...Sehr gut...Schön ruhig...Es ist alles in Ordnung.", spricht sie mit ruhiger, dunkler Stimme auf die Verletzte ein. Kurz blickt sie zu dem Helfer hoch. "Wasser bitte.", lautete die kurze Anweisung, denn das Mittel, welches sie Fox gegeben hatte, so wirksam es auch sein mochte, verursachte in den meisten Fällen einen Höllendurst.
"Gut, wenn Sie sich an meine Anweisungen von Heiler zu Patient halten, werden wir gut miteinander auskommen.", entgegnet Lucy mit nach wie vor ruhiger Stimme und legt eine Hand auf die Schnalle eines der letzten beiden Gurte, "Einverstanden?"
Fox war immernoch nicht völlig klar, nickte aber. Sie konnte kaum sprechen, ihr klebte die Zunge am Gaumen. Die Nase zu war sie gezwungen auch noch durch den Mund zu atmen - keine schöne Situation. Sie keuchte angestrengt.
Langsam verblasste die verhasste Erinnerung, verschwanden Steine und Metalltrümmer aus ihren Gedanken. Sie hatte nicht geahnt, dass sie noch immer so im Bann dieses Erlebnisses stand, und war nicht minder darüber erschrocken, als die heilerin am bett vor ihr.