Amira hielt einen seichten Kontakt aufrecht, engte die Andere jedoch nicht ein. "Du hängst in gewisser Weise an beiden, hm?", stellte die Rothaarige Frau leise fest, "Und sie an Dir."
Sirgal nickte erneut. "Ich habe ihn gefragt - doch er weicht aus. 'Du wirst immer einen Platz im Herzen eines Freundes haben' war die deutlichste aller Aussagen. Das ist ein paar Wochen her. Das war am Abend vor der Endschlacht im Grauen Lager. Gott... Amira, und dann liegt mir dieser Kerl da drinnen verblutend in den Händen. Schlägt irgendwann die Augen auf, sieht mich an und ..." sie brach ab.
"Er ist zerbrechlich und ... offen. Der Mann da drinnen ist genau das, was man sich als besten Freund nur wünschen kann. Die Frau, die er irgendwann an seine Seite nimmt, wird immer beschützt und sicher sein." Sirgal sah auf die geschlossene Tür. "Er ist das, was Allister immer verbirgt. Ich weiß, dass Allister auch so ist, aber er sperrt es weg. Es blitzt nur in unbeobachteten Momenten mal auf. Nicht mal, wenn ich mit ihm allein bin, wagt er es, die Maske ganz abzulegen. Ganz so, als würde er immer beobachtet werden..."
"Ich kann Dir nicht sagen woran das genau liegt, dass Allister sich nach Aussen hin meist abschirmt.", antwortete Amira, "Es ist zwar so, dass ich ihn schon eine ganze Weile lang kenne, doch er ist mir nicht halb so nah wie Dir...Was Blake angeht, er macht sich nach wie vor Vorwürfe wegen dem, was da heute morgen im Lazarett passiert ist. Er ist untröstlich deswegen, auch wenn er es inzwischen wieder versteckt- ich sehe es in seinen Augen..."
Sirgal ließ den Kopf wieder hängen. "Was soll ich denn noch tun, außer ihm zu verdeutlichen, dass es mir gut geht - und dass niemand ihm einen Vorwurf macht?" Nach einer Pause sagte sie: "Allister hat Zim abgeurteilt."
Amira schüttelte den Kopf. "Ich weiss es nicht.", gab sie zu, "Doch ich glaube, dass es ihm schon helfen würde, wenn er spürt, dass er nicht allein gelassen wird." Sie legt den Kopf schief. "Was wird mit Zim?", erkundigt sie sich, "Und hat Allister was wegen Blake verlauten lassen- das ist etwas, was ihm auch noch gehörig im Magen liegt."
"Kein Wort hat er zu Blake gesagt. Im Moment spricht er mit Digbie. Und John ist für eine Woche oder mehr an Bord eines Schiffes strafversetzt und muß Piraten jagen."
"Hoffentlich kommt er heil zurück.", meinte Amira in Bezug auf den Commander und schüttelt den Kopf, "Das Ganze ist gewaltig aus dem Ruder gelaufen. Ich frage mich was mit dem Verbliebenen der drei passieren wird- etwas was ihn wohl auch interessieren wird." Beim letzten Satz deutet sie auf die geschlossene Wohnzimmertür. "Die Ungewissheit- nicht zuletzt über sein eigenes Schicksal- macht ihn fertig.", fügte Amira leise hinzu.
"Er schläft gerade- oder tut zumindest so.", meinte Amira, "Soll ich dafür sorgen, dass die Anderen verschwinden und ihr beide ein wenig Ruhe habt?" Sie lächelt schief. "Ich könnte sie für die Küche zwangsrekrutieren."
Die Frau grinst. "Also gut- dann werd' ich mal nen kleinen Kochkurs geben.", meinte sie und lächelt Sirgal aufmunternd an, "Keine Sorge, ich pass' schon auf, dass Deine Küche nicht explodiert." Sie deutet auf die Wohnzimmertür. "Nach Dir."