Wieder kam eine beschwichtigende Geste von Lukarde, dann ein Wink in Richtung des Bruders am Tor, eben dieses zu schließen... Und dann ging alles sehr schnell. Der Mann stieß den alten Bruder mühelos zur Seite und seine Faust schnellte vor. "...habt sie umgebracht! Allen Versprechen zum Trotz! ... viel Geld an euch bezahlt..." Lukarde zuckte zusammen, blieb aber stehen und griff mit der Linken an den noch geschlossenen Flügel des Doppeltores. Der alte Bruder lag am Boden und regte sich nicht. Der wütende Mann starrte sie für Sekunden an, zögerte, lief dann aber weg.
Was sie somit nicht mehr sah, war die Tatsache, dass Lukarde sich langsam umdrehte. Sie hatte die rechte Hand vor den Bauch gepresst, unter der sich, rund um den Griff des Dolches, ein größer werdender dunkler Fleck bildete... Als die Ordensschwester das Tor losließ, schwankte sie. "BERTRAM!"
Ein weißhaariger Bruder kam eilig auf Luka zugehumpelt.
"Schließ das Tor und sieh nach Bruder Beringar!" Sagte sie gepresst und ging langsam in Richtung eines Hauses zur Linken weiter.
"Aber..."
"Geh!"
Der Alte humpelte zum Tor und kniete schwerfällig bei dem Bruder nieder, schaffte ihn so weit aus dem Weg, dass er das Tor schließen konnte und schlug dann eine Glocke drei mal an...
Lyziene konnte die Sache nicht sofort erfassen, aber Lukarda da mit dem sich verfärbenden Gewand war kein gutes Zeichen. Sie stellte die Schale weg und kam in den Hof.
Lukarde war an einem der Stützpfosten der Überdachung stehengeblieben und lehnte daran... keine dreißig Schritte vom Hospital entfernt. Als die noch diensthabende Schwester herauskam, wies Luka sie in Richtung Tor zu dem alten Bruder Beringar, der noch immer ohnmächtig am Boden lag und von Bertram kurz untersucht wurde.
Der Dolch steckte noch - Lukardes Finger hielten ihn ruhig an der Stelle. Es war nur wenig Blut zu sehen, doch es tränkte den hellen Stoff sichtbar unterhalb ihrer Hand. "Seine Frau starb am Nachmittag am Fieber. Wir konnten sie nicht retten, auch wenn er glaubte, ihre Gesundheit kaufen zu können. Ich habe es ihm gesagt, doch er wollte nichts hören. Jetzt... ist sein Geist verwirrt und er voller Angst und Zorn."
Luka kippte die Hand und gab den Blick auf den genau mittig steckenden kleinen Dolch frei, der nicht ganz bis zum Heft in ihrem Leib steckte. Noch saß der Schreck tief genug, dass sie Handlungsfähig war.