"Dalnini... Du willst MICH sprechen, nicht wahr?" Ry'Kah stand in der Tür, aber die Stimme veränderte sich schlagartig. Kälte legte sich kurz über alles... SIE war da.
T'risslay war bei der untersuchung durch Aly'Triss wieder aufgewacht, hatte sich aber nicht bewegt, sondern verbissen geschwiegen. Als Ry'Kah kam, drehte sie sich auf die Seite und versuchte, sich aufzurichten.
Rel'Nag kniete sofort nieder und senkte wortlos den Kopf, als er bemerkte, WER da sprach...
SIE betrat die Zelle. Eine harsche Handbewegung schaffte das Stroh aus dem Weg und ließ sie auf blanken Stein treten. Langsam ging SIE auf Tha'Risha zu.
"Ich soll mich entscheiden?" fragte die sonderbar fremde Stimme aus Ry'Kahs Mund.
Er wartete mit gesenktem Blick bis Ry'Kah durch die Türe war und er den Zellenraum verlassen konnte um die beiden allein zu lassen. autlos schob er sich durch die Tür nach draußen.
Es war nur eine Geste, aber sie drehte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit zu Aly'Triss um und zwang ihn auf die Knie. "Auch Du wirst mir Respekt zollen, nesst!"
Er ging in die Knie und senkte tief den Kopf. Er kniff die Augen zusammen und verbiss sich alles, angefangen bei dem Schmerz in seinem Knie. Dann senkte er tief den Kopf, bis er sich mit der Faust auf dem Boden abstützen musste.
Die am Boden liegende T'risslay konnte ihm direkt ins Gesicht sehen - und das, was sie sah, wunderte sie. Er hatte Schmerzen?
Rel'Nag kniete Aly'Triss so direkt gegenüber - ebenso mit einer Faust auf dem Boden abgestützt. T'risslay sah von einem der Männer zum anderen. So schlecht, wie es ihr auch ging - rumliegen ging ja gar nicht. Mühsam und schwerfällig kam sie hoch, stützte sich erst in eine halbsitzende Position, um sich dann hinzuknien.
Jede Bewegung wurde von IHR verfolgt. 'DU wirst Dich besonders anstrengen!' donnerte eine imaginäre Stimme in Trisslays Kopf und ließ ihn schier vor Schmerz explodieren.
Die Soldatin riß die Hände schützend über den Kopf und senkte die Stirn bis auf den Boden. Wimmernd vor Schmerz blieb sie so.
"Beherrsche Dich!" fauchte die fremde Stimme - IHRE Stimme.
T'risslay versuchte es. Zitternd ließ sie die Hände sinken, die Zähne fest zusammengebissen - und kam unter größter Mühe wieder hoch. Schweratmend lehnte sie sich an die kalte Wand, hob den Blick und sah SIE direkt an.
Es kam nur ein Nicken - dann wandte SIE in Ry'Kahs Körper sich wieder Tha'Risha zu. "Nun?"
Tha'Risha stand auf, ein wenig mühsam, denn ihr tat einfach alles weh, doch es ging. So stand sie vor Ry'Kah, blutverschmiert, verbeult und dreckig. Schwer atmend sah sie auf. "Xas, ich möchte eine Entscheidung." Sie wiederholte das, was sie vorhin sagte und hoffte inständig, das ganze zu überleben. "Was willst du?Jemand, der dir buckelnd folgt, dir arschkriechend ohne zu fragen, die Füße küsst? Dann bin ich die Falsche! Was willst du?"
Die Augen Ry'Kahs - IHRE Augen - funkelten kalt. SIE warf einen Blick tief in Tha'Rishas Innerstes... Ry'Kahs Hand legte sich auf Tha'Rishas Brust - direkt über dem Herzen. Die geistige Hand der Göttin aber griff hinein und legte sich auf das Herz der Halbdrow. "Ich will Dich, Kind zweier Welten - Tochter zweier Götter!" Sie schloss die Finger um Tha'Rishas Herz. "Und ich will Dich ganz!" SIE spielte mit Tha'Rishas Leben.
Tha'Risha rang nach Luft und sie hatte das Gefühl, die Kälte umschloss sie ganz. 'Das wars dann wohl...', dachte sie und sank auf die Knie.
Was Lloth sah, war die Treue Tha'Rishas zum Haus, zu Ry'Kah und zu ihr. Sie hatte für Lloth, gestritten, getötet und geblutet und wollte nun nur das, was ihr zustand. Anerkennung. Sie wollte das, was sie sich so schwerr erarbeitet hatte.
Sie änderte die Bewegung, so dass das Herz sanft auf ihrer Hand lag. "Ich will Dich - und dass Du diese Prüfung bestehst. Ich will, dass Du, meine Tochter, endlich wieder an die Seite Deiner Schwester trittst und Deine Neuen Aufgaben wahrnimmst! Du trägst Sel Tac'Zil ebenso wie sie - und sie ... braucht Dich." Der Ton hatte bei den letzten beiden Worten etwas spöttisches bekommen, als die Göttin die freie Hand auf Ry'Kahs sich wölbenden Leib legte. SIE zog die Hand von Tha'Rishas Herz zurück und legte sie ihr auf die Stirn. Die massive Kraft der Göttin durchflutete Tha'Risha - durchdrang wie heißes Feuer jeden Winkel und beendete, als es erlosch, auch den Schmerz der Verletzungen. "Finde einen Weg, Dalharil. Erfreue mich weiter so, wie bisher - und hör auf, dich ... an manchen Dingen zu stören."
"Es ist ein Weg, Dich mit neuen Dingen zu konfrontieren - und ich mag es, wie Du Dich bewährst und um Dich beißt" ein bösartiges Grinsen verzerrte Ry'Kahs Gesicht. Dann fuhr SIE mit beißendem Spott fort: "Ihr habt so wenig Phantasie in dieser Welt. Da braucht es wohl so martialische Dinge, um zu lernen. Schließe die Ausbildung zu meinem Gefallen ab - egal wie - Hauptsache erfolgreich. Ich will Dich da sehen, wo Du hingehörst: An der Spitze dieses Landes!" Sie löste die Hand von Tha'Rishas Stirn.