"Ich... das ist nicht nötig. Ich habe ein auskommen. Aber wenn ihr nochmals meine Dienste benötigt, würde ich mich freuen..." sie verstummte. Wenn sie das hier überleben würde. Sie hielt inne, weil ihre Hände plötzlich zitterten.
"Täusch dich nicht, ich bin 102 Jahre alt, allerdings kaum älter als ein Kind in der Welt der Drow." Wieder hatte sie die Augen geschlossen. "Und ich war bereits drüben."
"Aber... vergebt mir meine Neugier. Es ist wohl kaum recht, solch intime Dinge nachzufragen." Sie senkte den Blick und zog die Beine an, um ihre Schuhspitzen zu betrachten.
Sie sah Tha'Risha vorsichtig von der Seite an. "Wie könnt ihr tot gewesen sein, wenn ihr jetzt hier neben mir sitzt? Bleiben denn die Toten nicht... also ... " ängstlich schaute sie zu dem Leichnahm des Soldaten und kroch regelrecht ein stückchen weiter von ihm weg.
"Es ist eine lange Geschichte..." Tha'Risha sah sie an. "Und sie endet wohl hier!" Es war eine bittere Erkenntnis, welche der Halbdrow ins Gedächtnis kam. Dann berichtete sie von Ereignissen aus den Weißen Landen, erzählte die Geschichte, vermied es aber, zu sehr ins detail zu gehen.
"Aber dann hat ja ... SIE ... Euch in diese Welt zurück... und jetzt? Dann kann SIE ja nicht wirklich... " Kara kam ins Stottern. Das war zu viel des Ganzen für die einfache Frau.
"aber, aber... da Draußen ist die Frau, die Euch zu sich zurückgeholt hat, Euch eine zweite Chance gegeben hat, die Euch lieben muss - und jetzt hat sie Euch all das", sie wies auf Tha'Rishas Brust, "...angetan? Warum nur?" Tränen des Mitgefühls standen ihr in den Augen.
Tha'Risha sah die Frau an. Dieses Mitgefühl schmerzte, ja kränkte sie sogar. "Spar dir das. Es sind Dinge, von denen du nichts verstehen kannst!" Es war ein Schutz, den Tha'Risha aufbauen wollte, ein Schutz vor zu vielen Emotionen.
Kara war ein wenig entrüstet. "Ich mag es nicht verstehen, aber ich sehe eine Frau, die mit viel Mut und Liebe dem Tode entrissen wurde - und für die wohl große Opfer gebracht worden sind. Und ich sehe die selbe Frau leidend in einem ... Kerker sitzen, verletzt, geschunden, geschlagen und am Ende ihrer Kräfte - und soll kein Mitgefühl für sie empfinden?" Tränen liefen ihr jetzt über die Wangen. Sie weinte um Tha'Risha, um das, was man ihr angetan hatte, um das, was ihr noch bevorstand - die Tränen, die Tha'Risha im Moment nicht hatte.