RE: Haus des 'Wildhüters' - 73

Sirgal nahm die Entspannung wahr und wirkte zufrieden. Er hatte nicht gehustet. Zum Einen gut, denn dann war nicht viel Sekret in der Lunge, zum Anderen verriet es ihr, dass das Problem tiefer saß.
Sie legte das Handtuch weg.
Ihre Hände waren warm, als sie über seinen Rücken strich.
Quer unten im Rücken von der Wirbelsäule nach Außen, dann weiter, stück für stück nach oben. Nur leichter Druck, fast ein Streicheln.
Dennoch würde es eine Reaktion von Gänsehaut erzeugen...
Sie regte Segmente in der Tiefe an, die den Körper 'friedlich' stimmten und für Entspannung sorgten.
Dann strich sie in den Rippenzwischenräumen entlang - erst rechts, dann links. Immernoch sanft und fast streichelnd.
Es war nur eine Nuance, die sie den Winkel der Handstellung änderte... und aus dem Streicheln wurde ein schneidendes Gefühl.

"Gut so..." sagte Sirgal leise - und fuhr fort. Langsam wurde sichtbar, dass die Haut an den Stellen reagierte, sie quoll ein bisschen auf. Die Botin fuhr nur eine kurze Zeit fort, dann änderte sie den Griff wieder, strich mit flachen Händen seinen Rücken aus, um ihm Zeit zu geben, sich wieder etwas zu entspannen.
Eine unangenehme Sache stand ihm noch bevor, aber diesmal warnte Sirgal ihn vor.
"Einmal muss ich Euch noch weh tun, dann lasse ich Euch in Ruhe, jabbuk."

Erst vorsichtig und sanft hob Sirgal eine Hautfalte an der Schulter an und ließ sie durch die Finger rollen... so arbeitete sie sich Stück für Stück den Rücken herunter, suchte nach Verklebungen und merkte sich, was sie wo lösen musste.
Die zweite Runde wurde sehr unangenehm für den alten Drow... Aber spätestens nach dem sie fertig sein würde, wüsste er, warum sie das getan hatte.

Das Gefühl war eine Mischung aus Schneiden, tausend Nadelstichen und einem Ablösen der Haut.
Sirgal spürte die wachsende Anspannung.

"Gleich..." Sie beendete die kleine Folter und ließ die Finger noch ein paar mal entspannend und sehr sanft durch seine Muskulatur gleiten, strich den Rücken in weit gefächerten Streichungen hinunter und glich die Energien mit einem Aufwärtsstrich wieder aus. Dann nahm sie eine weiche Tunika von dem neben der Tür liegenden Wäschestapel und reichte sie ihm.
Sirgal hockte sich - ganz in männermanier - mit gespreizten Beinen neben ihm hin.
"Keine Experimente. Nicht zu schwer heben in den nächsten zwei Tagen, und nicht ins Bett. Lange spaziergänge, ab morgen leichtes Lauftraining. Ich will Euch um acht in der Frühe mit weichen Schuhen unten an der Drachenschänke sehen."

Ruhig nahm sie zur Kenntnis, dass er ohne Pausen sprach, sich nicht mehr abgehackt bewegte und durchaus neugierig war.
"Erst das hier anziehen, jabbuk - ihr werdet zu kalt."
Sie gab ihm die Tunika.
"Ich werde noch ein paar Tage hier sein, habe ich mit Izz'dorl besprochen. So lange habt ihr mich am Hals." Sie grinste verhalten.
"Manchmal ist es sicherer, nicht als Frau erkannt zu werden."

Sirgal beobachtete die Bewegungsabläufe - war aber zufrieden.
"Die Stadt der hundert Türme..."

"Ich habe ein paar Informanten, die etwas über verschiedene Dinge in Sel Tac'Zil wissen... Zwerge, Menschen... Drohungen, Einstürze... Reisende..."
Sie hielt seinem Blick stand und sah ihn ebenso ruhig an.
"Es ist nicht das erste mal und wird nicht das Letzte mal sein..."