RE: Haus des 'Wildhüters' - 82

Sie trat ein - und erfasste die Beiden mit einem Blick.
Zeitgleich kam Izz'Dorl mit dem Tee aus der Küche...

Die Botin ließ den Blick nicht von Rel'Nag, als sie nähertrat.
"Wie lange ist er schon so?" Sie kniete nieder, nahm seine Hände, bewegte die Finger und schloss für Sekunden die Augen.

Sirgals Antwort war ein Nicken. Sie hatte die Augen noch geschlossen und spürte den Energien hinterher.
Irgandwas kam ihr bekannt vor.
Plötzlich sah sie Triss an.
"Hat er irgendwelche Verletzungen? Tiefe Kratzer, wie von Klauen? Größer las meine Hand?"

Ein kurzer, heftiger und derber Fluch folgte.
Mit schnellem Handgriff holte sie Rel'Nag nach vorn, beugte ihn sich halb über das Knie und besah die Wunde.
Es waren zwei Schrammen, nicht sehr tief aber wie von Messern geschnitten...
Die Ränder der Wunden waren grünlich verfärbt.

"Haltet ihn kurz." Ihr Blick war mehr als ernst, als sie schlichtweg ein paar Felle vom Boden heranzog.
Dann zog sie Rel'nag, der deutlich größer und schwerer war, zu sich auf das Knie und ließ ihn vorsichtig zu Boden gleiten. Ein leises Knacken war zu hören.
Sirgal kniete sich neben ihn, drehte ihn so, dass die Kratzer in freiem Arbeitsfeld lagen.
"Los - abwaschen! Schnell und sehr gründlich. Erst kalt, dann heiß und mit Seife. Macht schon! Säubert Euch!"
In der Zwischenzeit bat sie Izz'Dorl mal wieder um Wasser und Tücher.
"Tut mir leid... Ich nehme ihn nachher mit - dann habt ihr wieder Ruhe. Aber das hier muss ich erst tun."

Izz'Dorl nickte nur.
Sie setzte den Tee ab und ging in die Küche zurück, um kurz darauf das Gewünschte zu bringen.

Sirgal säuberte die Schnitte peinlich genau, nahm schließlich ein Messer zu Hilfe und brachte sie dazu, wirklich zu bluten.
Dann legte sie einen festen Verband an, den sie aber nicht sonderlich dauerhaft befestigte.
Sie wickelte Rel'Nag in die mitgebrachten Decken und bat dann, Falk hereinzuholen, damit er half, Rel'nag hinauszubringen.

Sirgal nahm den Flacon und steckte ihn ohne näher daraufzusehen in die Tasche.
"Wir werden sehen, ob es etwas bringt. Die Klauenhiebe der Bewohner Finsterwalds sind mit einem Gift versehen, dass die Heilung der Wunden verhindert und auch, dass Blutuungen stoppen. Magisch ist ihnen nicht beizukommen."
Sie stand noch am Tisch, hatte sich etwas dagegengelehnt.
"Falls - bitte, zieht etwas über!" wies sie Triss an.
"Falls ihr irgendetwas bemerkt, dass anders ist, als normal... Kälte, Zittern, Taubheit - dort, wo sein Blut euch benetzt hat, kommt sofort zu mir!" sie meinte es ernst. Sehr ernst.

Sirgal schüttelte den Kopf.
"Das Gegengift ist alles andere als harmlos. Und scheinbar sind die Ilythirien schlechter zu behandeln, als Menschen..." Sie sprach aus eigener, schmerzhafter Erfahrung, denn sie selbst war diejenige gewesen, die den dunklen Wesen Finsterwalds als Erste in die Klauen gefallen war. Doch dass konnte Aly'Triss nicht wissen. Es musste kurz vor seinem Eintreffen in Sel Tac'Zil gewesen sein.
Sie stieß sich vom Tisch ab und trat einen Schritt auf Aly'Triss zu.
"Darf ich?"

Ein Lächeln huschte über Sirgal Gesicht.
"Ich meinte Euch, Jabbuk..." Sie trat zu ihm und schob das Hemd ein wenig hoch, um die Hand auf die nackte Haut seiner Flanke zu legen. Sirgal sah ihn nur ganz kurz an - und wusste, dass sie rote Ohren bekam.
Die Botin konzentrierte sich jedoch auf das, was sie tat, schloss die Uagen und lauschte in ihn hinein, fand jedoch nichts.

Sein Zurückweichen ließ sie zu, legte ihm dann aber doch die Hand auf die Flanke.
Eine Weile reagierte sie nicht, als er sie ansprach... Die Hand, die ihn berührte, war warm und lag ganz ruhig. Tonlos sprach sie ein paar Worte, um sicher zu sein, dass sie richtig lag - aber da war wirklich nichts.
Sie ließ ihn los.
"Ihr seid in keinster Weise... verwandt? Mit Faris? Ich glaube kaum. Zumal ich nicht einmal - egal. Falls noch irgend etwas sein sollte, meldet Euch."