Spät in der Nacht kehrten Kar'Yann und Wazag nach Gullminne zurück. Der Heiler hatte den Kutscher gebeten, sie zum haus der Botin hinaufzufahren. Beide waren durchgefroren und am Ende ihrer Kräfte. Sie halfen sich irgendwie gegenseitig vom Wagen und gingen hinein.
Sirgal nahm beide in Empfang und schickte sie erst einmal zum Aufwärmen ín den gut geheizten Wohnraum. Noch immer etwas vorsichtig wegen der Schussverletzung machte sie sich daran, ein Bett für Wazag zu richten - dass ihres Mannes brauchte sie nicht einmal mehr aufzuschlagen.
"Kommt, abmarsch in die Betten!" Sie schickte ihren Mann schlafen, ging dann in den Nebenraum zu Wazag, ihr ein wenig zu Helfen. "Ich hole Dir noch etwas warmes zum Trinken und ein Hemd. So wirst Du zu kalt."
"Das ist ... nicht nötig."
"Ich denke doch. Ruh Dich aus. Ich bin gleich zurück. Und zieh die dreckigen Sachen aus..."
Wazag gehorchte.
Als Sirgal zurückkam, hatte sie sich weitestgehend entkleidet und die blutverschmierten Sachen zusammengelegt. Die Botin reichte ihr einen Becher dampfenden Tee und einen Teller mit Broten. "Iss - schläft sich nachher besser. Ich komme dann später noch mal wieder." Sie verließ des Raum und sah nach Kar'Yann, der sich gewaschen hatte und bereits im Bett lag. Er konnte die Augen kaum noch offenhalten. "Trink das hier, bevor du schläfst." Auch er bekam Tee, trank ein wenig, und schlief fast darüber ein. Sirgal nahm ihm den Becher ab, deckte ihn zu und als sie ihn küsste, schlief er bereits.
Kharen kam völlig müde und ausgelaugt die Straße entlang. Ihre Kleidung war blutverschmiert und sie war dreckig. Mit halb geschlossenen Augen betrat sie das Haus und betrat die Küche, ließ sich dort nieder, den Kopf auf den Tisch legend. Sie stöhnte :"Bei allen Mächten, was für ein Tag..."
Sirgal hatte die Freundin kommen hören, erhob sich leise von der Bettkante bei Kar'Yann, verließ das Schlafzimmer und ging hinüber in die Küche. "Du kommst spät, Kharen... ist alles in Ordnung?"
Sie bewegte sic kein bisschen. "Ja, alles soweit in Ordnung. Ich weiß nicht, wieviele Knochen ich heute gerichtet, Bolzen gezogen und Wunden genäht habe. Viele Kleinigkeiten aber auch sehr viele schwere Verwundungen. Die eine Drow wäre beinahe gestorben... Naja, so verkehrt ist Magie in dem Punkt dann doch nicht."
Sirgal fiel fast der Becher aus der Hand. "Tha'Risha? Was ist mit ihr? Kharen, geht es ihr gut?" Erschrocken stützte sie sich auf den Tisch und sah die Freundin an.
"Beruhige dich," Kharen strich ihr über die Hand. "Ja, ihr gehts den Umständen entsprechend. Es hatte sie sehr schwer erwischt, aber zum Glück war eine magisch begabte Heilerin vor Ort. Sie wird das ganze überleben, keine Sorge."
"Ist das sicher? Ich meine..." Sirgal war auffallend blass geworden. "Kahren, sie ist eine meiner besten Freundinnen und wir haben eine Menge zusammen erlebt. Ich würde es nicht ertragen, wenn..." Sie sprach den Satz nicht zu ende. "So ähnlich wurde wohl auch über mich gesprochen, oder?"
Was sollte sie Sirgal anlügen? Die Botin kannte sich fast genauso gut aus wie sie selbst. "Sie hatte einen Lungenschuss, sowie einen weiteren Bolzen in der Brust, ein Lanzenstoß in die Schulter und eine tiefe Wunde an der Flanke. Ja, es war knapp, doch sie wird gesund werden. Ich geb dir mein Wort." Sie streichelte die Hand Sirgals. "Ich leiste gute Arbeit..." Sie schmunzelte.
Als Kharen aufzählte, wie Tha'Risha verletzt worden war, schloss Sirgal die Augen und verzog schmerzlich das Gesicht. "Und ich hocke hier nutzlos in der Gegend herum. Es ist doch zum Auswachsen..." Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. "Aber im Umarmen und ins Bett stecken bin ich gut." Ihre Stimme troff vor Sarkasmus.