Sie machte sich die Mühe nicht, ihm hinterherzusehen. Sirgal ging langsam dem Bogen der Straße nach und dann tatsächlich zu der kleinen Wohnung neben dem Gewandhaus. Sie entzündete eine Laterne und stellte sie so auf den Tisch, dass man durch die Vorhänge die Bewegungen im Raum sehen konnte. Sie legte den matel und den Hut ab, behielt das Kopftuch, dass ihre langenHaare zähmte, aber um. Dann holte sie eine Schale mit Wasser, riß den Ärmel ab - denn wenn sie sich auszog, würde sie den Wickel und damit die weibliche Figur preisgeben... wusch die Wunde aus, reinigte und desinfizierte sie, um sie dann fest und sauber zu verbinden. Sie fluchte leise - war aber insofern zufrieden, dass es nur ein einziger Schnitt war. Allein die Kleidung würde sie an einigen Stellen reparieren müssen.
Spät in der Nacht verließ sie dann das Haus durch einen geheimen ausgeng und kehrte - ohne Verkleidung - nach Hause zurück.
Nun so interessant war sie dann doch nicht, das man jemanden abgestellt hätte, welcher sie die ganze Nacht beobachten würde. So blieb ihr verschwinden unbemerkt.
Am Abend, einen Tag nach der Begegnung auf den Straßen, betrat Kron´olg den Schankraum. Gekämmt, gezupft und parfümiert schien er zur Abwechslung beinahe ein wenig zu elegant für den Laden. Er trug einen schlicht schwarzen, offenen Mantel aus Brokatsamt mit Zierknöpfen und darunter nur eine geschnürte Hose aus demselben Stoff. Goldstaubartige Muster zierten die dunkle Haut seiner Brust, dazu trug er ebenfalls goldfarbene Ringe und Anhänger.
Er blickte sich um. Offenbar war er vor seiner Verabredung dort. Eine Jallil lässt man nicht warten, witzelte er innerlich... Er suchte sich einen freien Platz in der Ecke, von dem aus er die Tür im Augenwinkel behalten konnte und bestellte eine Flasche Wein mit zwei Gläsern.
Tarkon betrat den Schankraum. Schon ein paar Mal war er hier gewesen und fand die 'Gesellschaft' - wie man es wohl nannte - recht amüsant. Auch wennd er Rauch ihm etwas zu schaffen machte, war er doch froh, nach einem harten Trainingstag sich hier etwas erholen zu können. Er ging zur Theke udn bestellte sich dort ein Bier. Während er auf sein Bier wartete betrachtete er sich die Leute genau. Ein paar fielen ihm direkt ins Auge, bei anderen musste er genauer hinsehen. Als sein Bier vor ihm stand, schnappte er es, ging an einen der wenigen noch freien Tische und machte es sich gemütlich.
Kron´olg nahm einen kräftigen Schluck direkt aus der Weinflasche.
Er war zweifelsohne ein wenig nervös. Man munkelte, dass es Differenzen im Herrscherhaus gegeben hatte, doch er wusste nicht, was genau vorgefallen war. Möglicherweise war das seine Eintrittskarte in die gehobenere Gesellschaft... -oder aber in eine handliche kleine Urne... Er grübelte.
Während er auf seine Verabredung wartete, zündete er die Kerze auf dem Tisch an und strich sich eitel die Haare zurück.
Kron´olg sah Richtung Fenster. Mittlerweile war es spät geworden. Er hatte bereits im Laufe des Abends ein gutes drittel der Weinflasche allein geleert und erfreute sich einem leichten Schwips.
Aus Langeweile hatte er die anderen Gäste in der Spelunke beobachtet. Der Glenn, der sich vor einer Weile an den Nachbartisch gesetzt hatte, wirkte auch ein wenig alleingelassen, zumal Kron´olg selten einer Versuchung widerstehen könnte, mit einem Ordnungshüter ein wenig Schabernack zu treiben...
Mit einem amüsierten Grinsen klatschte er der vorbeigehenden Bedienung auf den Hintern.
"Einen kräftigen Schnaps für mich und meinen Freund, Schätzchen!"
Er deutete mit einer leichten Kopfbewegung auf Tarkon.
Kron'olg wurde beobachtet. Es war nicht Tha'Risha selbst, so dumm war sie nicht, doch Gullminne hatte genug Einwohner, die ein paar Münzen nicht abgeneigt waren. Trotz den ganzen Vorkommnissen hatte Tha'Risha noch einige, die ihr treu - naja ihrem Geldbeutel treu - zur Seite standen. Er war vielleicht anfang zwanzig, hochgewachsen und menschlich. Er hatte dunkelbraunes volles langes Haar, dass er zu einem Zopf gebunden hatte. Widerspänstige Strähnen fielen ihm in die Augen. Er trug dunkle, leicht abgewetzte Kleidung, einen Säbel und war in einen schwarzen Wollumhang gekleidet. Seine Hände waren fein und trotzdem ahnte man, dass hinter der Fassade dieses "Jungen" mehr" stecken konnte. Er saß am Nachbartisch und blickte den Drow, von dem er wusste, auf wen dieser wartete unverhohlen an.
Der junge Mensch hob den Blick und schaute zwischen Kron'olg und dem Soldaten hin und her. Das, was er mit dem Drow zu sprechen hatte, waren nicht für die Ohren der Obrigkeit bestimmt. Der Mensch schaute Kron'olg weiterhin musternd an und meinte dann mit einem leichten Grinsen:"Ziemlich trinkfest für einen Drow, was?"
Kron´olg lache heiser. Und grinste den Jüngling schelmisch an.
"Eigentlich nicht, aber das ist ja gerade das Schöne dabei! Setzt euch doch zu mir!"
Er deutete auf die zwei leeren Stühle an seinem Tisch und winkte der leicht beleidigten Bedienung zu, ein weiteres Glas für den jungen Mann zu bringen.
"Seht es so- dann bleibt mehr für euch!"
Kron´olg brach erneut in amüsiertes Gelächter aus.
Er stand auf und kam herüber. Er war recht groß, was man ihm als er saß nicht zugetraut hätte. "Jeremias," sagte er freundlich. "Und ihr wartet wohl auf sie, nicht wahr?" Er setzte sich und hob das Glas, dem Drow zuzuprosten.
Einen kurzen Augenblick stierte ihn Kron´olg irritiert an.
Ein Handlanger von ihr? Sie schickte einen Handlanger zu ihm.. wozu??
Er fasste sich schnell wieder. Bevor der Glenn am Nachbartisch reagierte, wendete er sich mit gedämpfter Stimme wieder dem Jüngling zu.
"Ja, ich warte auf sie... schon ziemlich genau soo lang."
Er deutete auf die halbleere Weinflasche.
"Wieso ist die Dame denn nicht persönlich erschienen? Ziert sie sich ein wenig oder... "
Kron´olg ließ den Satz unvollendet und rückte aufdringlich nah an sein Gegenüber heran, während er mit einem schmeichelnden Lächeln seinen Blick hielt. Sein Goldzahn funkelte im Kerzenschein.
"Oh," machte Jeremias. "Unterschätzt die Jallil nicht. Niemals, hört ihr?" Er trank einen Schluck und beobachtete den Drow. "Nun, sie hat mich geschickt und ihr werdet mit mir Vorlieb nehmen müssen. Falls euch ein Geschäft interessiert, solltet ihr bleiben, andernfalls habt ihr nun die letzte Gelegenheit zu gehen."
Kron´olg lachte leise in Jeremias´ Gesicht. Sein süßlich-alkoholischer Atem schlug diesem entgegen.
"Einen Geschäftsmann könnt ihr mit Geschäften nicht schrecken. Aber verratet mir doch genauer, worum es sich handelt. Was könnte eure Herrin oder ihr wollen, was ICH besitze?"
Wähhrenddessen legte er seinen dunklen Arm über die Rückenlehne von Jeremias´Stuhl. Den Glenn hatte er mittlerweile völlig in seiner Ecke vergessen.