RE: Das Haus der Priesterin - 61

Ry'Kah seufzte.
"Es würde nichts ändern... Es dauert noch ein paar Minuten, bis es wieder weg ist. Inzwischen kann ich mit der Qual umgehen. Ich musste es lernen."
Sie war nur zusammengezuckt, weil die Haut unter dem Verband am Handgelenk überaus empfindlich war.

Mit einem leisen Seufzen nickte sie schließlich. In dieser Situation würden ihr die Gedanken sowieso nicht entgleiten können.
Sie drehte sich ihm ganz zu, so dass er ihr quasi zu Füßen kniete.
"Womit hat Sel Tac'Zil einen Segen der Göttin in Form eines Mannes verdient?" sagte sie sehr leise.

Sie saß etwas nach vorn gebeugt und hatte die Unterarme auf den Knien abgestützt, die Hände dazwischen gefaltet. Der Kopf war leicht geneigt und ihre Augen geschlossen.
Dennoch strahlte sie jetzt eine gewisse Ruhe aus - im Gegensatz zum Zeitpunkt, als Triss eben nur kurz den Raum verlassen hatte.
Sie hatte wirklich gelernt, den Schmerz zu kanalisieren.
Deshalb hatte er sie am Lager Yarus, als sie ihr die Lebensenergie übertrug, auch nur in die Knie gezwungen, ohne ihr weiter zu schaden.

Sie hauchte ein leises "Nau", hob dann den Kopf und richtete sich auf.
Während des Aufrichtens konnte Triss eine regelrechte Wandlung beobachten.
Die Weichen Züge wurde ausdrucklos, der Blick kühler, als sie ihre Maske aufbaute.
Die Schultern strafften sich, der Rücken wurde gerade und die Finger lösten sich voneinander.
Ruhig und fast herrisch saß sie da - aber es sollte für Triss deutlich sein, dass es sich lediglich um eine Maske handelte, und dass die Frau dahinter derzeit ganz anders aussah.

Ry'Kah erhob sich, als er hinausgegangen war, und für einen Moment waren ihr die Knie weich - aber sie fing sich leise am Tisch und trat in die Halle hinaus, wo sie nach ihrem Mantel griff.
Draußen hatte es zu regnen begonnen, und obwohl es mittag war, war der himmel von dunklem Grau.

Ry'Kah hatte ihn noch kruz angesehen - er würde nass und kalt sein, wenn sie das haus erreichten.
Der Schein würde in jedem Fall gewahrt sein...

Bei Einbruch der Nacht kehrte Ry'Kah allein nach Hause zurück.
Erster Schnee fiel.

Als sie heimgekehrt war, wartete Rel'Nag bereits auf sie und sah ihr in die Augen. Er sah, dass etwas anders war... was es jedoch war, wusste er nicht.

Ry'Kah Augen leuchteten...

Er wurde in den Wohnraum geschickt, Wo Ry'Kah und Rel'Nag standen. In Ry'Kahs Haaren glitzerten geschmolzene Schneeflocken - sie war eben erst zurückgekehrt.