Annabella lächelt zurück. "Ich bin vielseitig. Außerdem habe ich viele Dinge erlebt, die mich zu dem gemacht haben, was ich jetzt bin." Sie schaut an sich herunter und ist eindeutig nicht zufrieden mit dem, was sie sieht. "Manche nennen mich vermenschlicht. Aber ... Es würde sehr lange dauern, das alles zu erzählen. Auf dem Schlachtfeld habe ich zum Schwert gegriffen, weil es mir sinnvoll erschien. Der Aspekt des Kriegers ruht meistens. Aber wenn es nötig ist, greife auch ich zur Waffe. In dem Falle auf Mythodea waren meine magischen Kapazitäten erschöpft."
Sirgal nickte wissend. Auch ihre Geschichte würde viel Zeit in Anspruch nehmen. Dennoch meinte sie: "Bitte, entschuldigt mich für ein paar Minuten. Ich will das hier für die Bauersfrau fertigmachen." Damit stand sie auf und nahm den Korb mit den Kräutern mit sich. Welk sollten sie nicht werden.
"Oh, da ist eine Menge zu hacken, zu schneiden und zu zerstoßen", lächelte Sirgal, die es nicht gewohnt war, dass ihr jemand zur hand ging.
Letztlich entstanden in der Küche verschiedene Mixturen von Heiltränken, Salben und essenzen für unterschiedliche Gebrechen, die Sirgal in die vorhandenen Gefäße abfüllte, oder womit sie auch eigene Bestände auffüllte.
OT: Das hätte ich jetzt sehr gern live ausgespielt. Allerdings klingt das, als würden wir uns damit durchaus etwas länger beschäftigen.
Neben dem eifrigen schneiden, zupfen und zerstoßen ... Annabella stellt gelegentlich die ein oder andere Frage über die Kräuter und schaut bei der Herstellung der Tränke sehr genau zu. In einem kleinen Büchlein macht sie sich nebenbei Notitzen.
OT: Wenn Du Zeit und Lust hast, kannst Du mir ja ein oder zwei Rezepte für Tränke aufschreiben.
Ansonsten: "Kennst Du die Gegend genauer, in der wir hier sind?"
Zwischen all dem schaute die Beuerin ab und zu vorbei. Füllte den Frischwasserkrug auf und gab die Gemolkene Frischmilch in die eiserne Kanne die unten in einem sehr kühl stehenden Kellerfach stand.
[Kein Problem, Sirgal hat ein sehr ausgedehntes Kräuterbuch! Da stehen auch einige Spezialrezepte drin... und: Wenn Du magst, können wir das jederzeit vertiefen... kannst ja auch hier nachfragen. -Spiels aus- Du wirst Antworten bekommen!]
Sirgal schüttelte den Kopf. "Nein, ich kenne die Gegend gar nicht. Ich habe mich von ganz anderen Dingen herleiten lassen."
"Worauf ist bei einem Heiltrank besonders zu achten und welche Mengen benötige ich genau von den einzelnen Zutaten? Vielleicht kann ich ja auch lernen, einen solchen Trank herzustellen. Wer weiß, wozu es mal gut ist."
"Das hier ist ein einfaches Mittel zur Beschleunigung der Heilung und Vernarbung, wenn Abszesse sich entleert haben oder entleert wurden. Dazu macht man am Besten einen Verband aus Blättern der großen Klette. Diese Blätter hier, lege ich ein, damit sie haltbar werden. Am Besten sind aber frische Blätter. So einen Verband sollte man täglich wechseln.Man kann sie auch verwenden, um große, tiefe Wunden in der Verletzungsnachsorge zu behandeln. Dazu muss man die Wundhöhle aber immer mit einer speziellen Lösung spülen." Sirgal nahm ein Bündel getrockneter Taubnesseln auf. "Die hier, weiße Taubnessel, ist ein hervorragendes Mittel als Trank zubereitet, um einen erlittenen Blutverlust wieder auszugleichen. Man nimmt dazu 25 Gramm der getrockneten, blühenden Sproßspitzen auf ein liter siedendes Wasser. 10 Minuten ziehen lassen. Der Betroffene sollte davon täglich zwischen den Mahlzeiten 2 Tassen einnehmen. Da der Absud aber nicht sehr haltbar ist, werde ich ihn etwas verändern. Das hier ist die aus Sel Tac'Zil stammende Blutrose. Sie und etwas Alraune machen einen eingekochten, also auf ein Drittel reduzierten Sud zu einem potenten Heiltrank gegen die Blutarmut..."
Die Botin stellte den Trank genau so her. Mit der Zugabe der Messerspitze Alraunenpulver schäumte das Gebräu heftig auf und veränderte seine Farbe zu blassrosa. Sie ließ es vor sich hinköcheln und suchte die nächsten Komponenten zusammen. "Schlangenknöterich, Hirtentäschel, kleines Habichtskraut und etwas Hundsrose..." Sirgal legte jedes einzeln vor sich hin, um Annabella die Chance zu lassen, sich die vielleicht nicht bekannten Kräuter einzuprägen. "Die meisten einfachen, gemischten Heiltränke enthalten drei bis fünf Komponeten regionaler Kräuter. Diese sind alle aus der näheren Umgebung des Hofes und wachsen nahezu überall. Sie sind die Grundlage für einen Trank gegen Blutungen innerlicher oder äußerlicher Art. Eine gute handvoll von jedem, fein gehackt und gut aufgekocht in einem Liter Wasser ergeben die Grundlage des Heiltrankes. Diesen Reduziert man noch auf die Hälfte, dann ist er bereits verwendbar. Ich stelle allerdings für meine Reisen gerne Konzentrate her, die dann nur in Wasser verdünnt werden oder mit etwas Tee gegeben werden können. So habe ich weniger zu transportieren."
Sirgal hatte ein Trankrezeptebuch zu Hilfe genommen und auf dem Tisch liegen. Aus dem Buch war ein gefaltetes Blatt Pergament gefallen, als die Botin es aufschlug. Es war eine Notiz darauf, philosophische Gedanken zum Thema der Avatare auf dem Fest der Drachen...
Die Avatare auf dem Fest der Drachen werden von einigen Wesen wie Götter verehrt, von anderen wie ihresgleichen als Menschen behandelt. Ich habe mich oft und lange gefragt, was sie wohl wirklich sein mögen. Ein Drache ist ein so hochmagisches Wesen, dass es ein Gestaltwandler sein müsste, um zu "Mensch" zu wechseln, dadurch aber dennoch nie ein Mensch wäre, sondern nur so aussehen würde.
Ich sehe den Avatar als etwas wie eine "Teilinkarnation" eines Aspektes des Drachen. Er ist daher für mich weder menschlich noch vollkommen göttliches Wesen. Diese Teilinkarnation würde auch das unterschiedliche Aussehen der Avatare zu unterschiedlichen Zeiten erklären, denn wenn ein etwas anderer Aspekt inkarniert, so hat er ein etwas anderes Äußeres... aber auch das Wesen der Inkarnation verändert sich auf dem Fest - Beispiel der Graue. Zu Beginn seiner Inkarnation war er hell, vorsichtig und zurückhaltend. Im Laufe der Tage nahm er an 'Festigkeit' zu, wurde auch dunkler. Nicht nur im Aussehen, auch im Auftreten. Zur Schlacht am letzten Tag erschein er sogar kriegerisch, dunkel und ernst... So, wie auch der Avatar des Chaos sich stets wandelte, so nahm auch der Graue ein anderes Äußeres an, ganz nach der jeweiligen Stimmung.
Der Drache schafft, so meine "Idee", ein Abbild, dass die Wesen der Welten nicht zu sehr erschreckt. Denn sein machtvolles Auftreten in einer riesigen Gestalt mit machtvollen Flügeln könnte den zarteren Gemütern einen solchen Schock versetzen, dass sie nicht wiederkommen würden. So soll es denn eine menschenähnliche Gestalt sein, aufrecht und auf zwei Beinen gehend.
Der Grundgedanke der Teilinkarnation würde auch eine Erklärung für das Ableben der Stählernen sein. Sie wurde aus dem Blut der Verletzungen des Schwarzen und des Silbernen im Urstrom geboren - so berichtet uns die Legende. Also war sie ein junges und damit ein (für einen Drachen) unerfahrenes Wesen. Wenn sie ebenso als unerfahren betrachtet wird, was das Verstofflichen der Teilaspekte angeht, und von ihr zu viel in diese Gestalt gegeben wurde, so würde es erklären, warum der Drache getötet werden konnte, als der Avatar fiel.
"Ach, das Fest der Drachen. Dort habe ich von den Geschehnissen immer nur am Rand mitbekommen. Irgendwie bin ich die ganze Zeit beschäftigt gewesen. Ich hatte viele Sachen, die ich nicht noch weiter auf der Reise mischleppen wollte und habe gut verkauft.
Die Avatare haben mich sehr beeindruckt. Aber als göttlich habe ich sie auch nicht angesehen. Eure Theorie klingt interessant."
Sirgal nickte nur und suchte die nächsten Dinge zusammen, wozu sie noch etwas spezielles aus eigenem Bestand dazunahm. Sie zerrieb ein duftendes Harz, was sie in einer einfachen Salbengrundlage aus Wasser und Fett einmischte und dann verschiedene Kräuter dazugab.