Das Grinsen, das sich auf Hrothgars Gesicht abzeichnete, war breit und fast schon unverschämt zu nennen. "Oh, ich nehme auch gerne Karten von Küstenstädten, damit man sich schnell dort zurecht findet. Um zum Beispiel schnell zu den Händlern zu finden ... wenn man verderbliche Waren an Bord hat."
"Was schwebt Euch vor?" Sirgal war eigentlich nicht auf einen Verkauf vorbereitet, aber sie ließ sich auch nie ein Geschäft entgehen. Dazu waren all die Dinge und ausgaben, die sie hatte, zu groß.
Hrothgars Grinsen wurde, auch wenn es fast unmöglich schien, noch breiter. "Mylady Sirgal, ich sollte euch vielleicht erst mal darüber aufklären, was ich so mache, wenn Herr Berkenbrecht nicht an Bord ist. Und bitte, bewahrt Stillschweigen darüber, solltet ihr euch mal mit Herrn Berkenbrecht über seinen Bootsmeister unterhalten. Er weiß nichts davon, sondern freut sich fast immer darüber, das ich so gute Geschäfte mache." Das Lachen, das durch die Gaststube dröhnte, lies die Fensterscheiben klirren.
"Wir Vinländer haben eine alte Tradition, die man Viking nennt. Dabei gehen wir auf Kaperfahrt, und überfallen Städte. Wißt ihr, das Leben in den Vinlanden ist hart, und diese Tradition hat sich aus der Tatsache entwickelt, das manchmal die Ernten nicht so gut waren, um unser Volk über den Winter zu bringen.
Herr Berkenbrecht ist einer der neuen Vinländern, deswegen hat er auch die Arbeit auf sich genommen, zum Ritter geschlagen zu werden. Ich schätze Herrn Berkenbrecht über alle Maßen, sonst wäre ich nicht sein Eidmann geworden. Aber seine Ehrenhaftigkeit und meine Verbundenheit mit den alten Traditionen gehen manchmal überkreuz."
"Darum fragte ich, was Euch vorschwebt. Und ich bedaure, Euch nciht helfen zu können." Sie wechselte die Aussprache und schlug einen alten Küstendialekt an, bei dem sie die Laute typisch für die Hansestädte dehnte: "Der Brauch der Viking, die Piraterie der nordischen Völker, ist mir bekannt, min Jung. Und glöv man nich, das sich ein Geschäft ergibt."
Hrothgars Gelächter dröhnte durch die Gaststube. "Min Deern du bis ja man goldrichtig. Spreckst sogar unsern Dialekt."
Hrothgar lächelte:"Schade, das ihr so schlichtweg nein sagt. Es wäre nicht euer Schade gewesen." Er stand auf, und holte aus der Ecke, wo er vorher gesessen hatte, seine Packtasche. Während er zu dem Tisch zurück ging, an dem er und Sirgal saßen, öffnete er ihn.
Hrothgar setzte sich wieder, und holte vorsichtig ein Päckchen heraus. Dieses stellte er auf den Tisch, und öffnete es vorsichtig. Zum Vorschein kamen verschiedene Fläschchen, eingewickelt in Wolle. Langsam packte er die Flaschen aus, die in den buntesten Farben leuchteten. Er wählte eines aus, das golden schimmerte und reichte es an Sirgal.
"Ein kleines Geschenk an euch, für das die wenigsten Vinländer Verwendung haben, und dessen Verkauf in einem Hafen nur mich und meine Männer in Schwierigkeiten bringen würde. Man nennt es Goldtinte. Ein verrücktes Völkchen, das an den EINEN glaubt, benutzt es, um damit die Bilder von ihrem einen Gott zu verzieren."
"Gelöster Goldstaub in einem alkoholisch-öligen Gemisch... Es ist kostbar." Sie sah auf und schaute ihm direkt und eindringlich in die Augen. "Was wollt ihr, Hrothgar?" fragte sie dann direkt.
Hrothgar lächelte. "Das sagte ich bereits, Karten von Seestädten."
Dann hob er die Hand. "Aber ihr habt nein gesagt, und ich werde nicht weiter auf euch eindringen, lasst uns lieber vom Fest der Drachen reden, denn ich bin gerne vorbereitet."
Er zeigte auf das Fläschchen, das er Sirgal gegeben hatte. "Das als ein kleines Geschenk, um zu zeigen, das ich guten Willens bin."
Sirgal kannte so viele Seehäfen und Städte an den unterschiedlichsten Küsten... allein Hamaria würde ein unvorstellbarer Schatz sein - aber die Stadt war wehrhaft und gut befestigt. Zumal man von der Küste ein Stück ins Hinterland fahren musste.
Sie schüttelte den Kopf. "Das kann ich nicht annehmen."
Hrothgar nahm das Fläschchen mit der golden schimmerenden Tinnte, drückte es in Sirgals Hand, und lächelte: "Doch, das könnt ihr." Dann lehnte er sich zurück, und sagte: "Ich sah doch das Leuchten in euren Augen, als ihr diese Tinte saht. Also nehmt diese Kleinigkeit von einem manchmal ungehobelten Vinländer."
Sirgal verzog einen Mundwinkel zu einem leicht spöttischen Lächeln. So etwas stand auch zu hause auf ihrem Schreibtisch. Aber wie er wollte. Sie setzte das Gefäß ab und meinte: "Was wolltihr denn wissen über die Drachenlande?"
Hrothgar nickte. "Zuerst eine Frage zu den Drachen; ich kenne den Roten, den Blauen den ... Grauen, aber soweit ich weiß, gibt es noch weitere, welche sind diese ?"
Sirgal erzählte knapp die Geschichte der Entstehung der Welt: "Der Kupferne vertrieb das Chaos und schuf die Ordnung, so dass eine Welt entstehen konnte. Der Grue, der Vater der zeit und träger von Wissen und weisheit kam dann. Mit ihm Silber für den Anfang und die Magier und Schwarz für das Ende. Rot ist der Funke, der Antrieb und grün der Kreislauf. Gold sollte die Waage sein und für ein Gleichgewicht sorgen... der Blaue kam erst später."
Hrothgar nickte. "Jeder Drache hat einen positiven Aspekt, aber auch einen negativen. Da ich ja dem Blauen folge, weiß ich beide; Freiheit und Gier. Aber wie sieht das bei den anderen Drachen aus? Was ist der negative Aspekt des Grauen zum Beispiel?"
Vergessen? Was konnte denn an Vergessen so schlimm sein? Schliesslich konnte man alles, was man vergessen könnte, Pergament und anderen Dingen anvertrauen.
"Verzeiht Sirgal, aber das ist alles an Negativem, was bei eurem Grauen Herrn auftreten kann?"