"Er senkte das vergessen auch über die Drachen und die Völker... und Wissen ging verloren, dass die Jahrtausende nicht überdauerte. Ichhabe nicht eine Schrift in händen gehalten, die ich damals anfertigte. Der Kupferne hat den Hort des Wissens in der ersten Welt mehr als einmal vernichtet. Die große Bibliothek von Weltenwacht - niedergebrannt, um gezielt Wissen zu vernichten!" ihre Stimme bebte vor Schmerz.
Hrothgar verstand. Mehr als ihm lieb war. Vergessen durch Vernichtung, das war etwas was einer Frau wie Sirgal, die dem Grauen mit jeder Faser ihres Leibes folgte, in ihren Grundfesten erschüttern mußte. Und es ging nicht um das Vergessen eines Einzelnen, sondern das kollektive Vergessen ... langsam wurde ihm klar, welche Macht in den Klauen des Grauen lag.
Aber da war noch etwas anderes, und so fragte Hrothgar die Legendenweberin: "Was ist bitte Weltenwacht?"
Irgend etwas paßte in den Aussagen von Sirgal nicht zusammen. Hrothgar nahm seinen Bierkrug und trank daraus. Warum sprach sie von Weltenwacht im Präsenz, wenn diese Stadt zur ersten Drachenwelte gehört hatte, die vernichtet worden war?
"Warum sagt ihr "man nennt sie die Stadt der Torwege?" Wäre nicht man nannte sie besser angebracht?"
"Sie lebt..." Sirgal stockte. Hatte er recht? Immer wieder verlor sie sich in den Erinnerungen. "Verzeit - ihr habt sicher recht." versuchte sie dann abzuwiegeln.
"Durch den Verrat des Kupfernen? Aber er hatte dadurch, das er das Chaos vertrieb und die Ordnung erschuf, die Drachenwelt erst möglich gemacht. Oder habe ich etwas falsch verstanden? " Hrothgar schaute verwirrt.
"Das ist richtig. Doch der Kupferne strebt nach unendlicher Macht und will die Drachenbrüder unterwerfen. Als er damals spürte, wie die Drachen, als sie die Menschen und Völker lehrten, mehr und mehr an Macht gewannen, bekam er angst, seine Vorrangstellung und seinen Herrscherthron zu verlieren. Er zerriß die Bande, die sich gewebt hatten und vernichtete so den halt der Drachen in der Welt. Der Kälte und dem Bruch waren sie nciht gewachsen - und so entstand der Bruderbund der Drachen, der sich gegen den Kupfernen erhob..."
Hrothgar dankte Sirgal, und stellte seinen Rucksack auf den Tisch. Er drehte sich um, und marschierte nach draussen. Dabei bemerkte er nicht, das aus seinem Rucksack, der nicht zugeschnürt war, eine Dokumentenrolle heraus rutschte, und auf den Tisch fiel. Diese trug das Siegel des Herrn Berkenbrecht.
Sirgal sah Schriftrolle und Siegel - kannte das des Herrn Berkenbrecht aber nicht! Die Umstände, unter denen sie sich getroffen hatten, waren eher angespannt gewesen. Sie musterte das reiche Siegel, rührte aber Pergament und Gepäck nciht an.
Sirgal rieb sich die Augen. Es war wieder mal spät geworden und sie würde wohl über Nacht bleiben müssen, denn das Umland war nicht ungefährlich. Sie fragte sich allerdings, wo ein solcher Mann herkam - die Taverne lag tief im Binnenland.
Sirgal entnahm ihrer eigenen Tasche eine mappe und ein paar Pergamente, an denen sie weiterschrieb. Es war eine Abhandlung über die Grundlagen der Kräuterkunde und sie fertigte Kopien von Arbeitsbögen.