"Ich beschaffe mir mein Brot ehrlich, Hrothgar - und nie auf kosten anderer!" Ihre Stimme hatte einen leicht scharfen Unterton bekommen. "Kinski - er ist Butler und engster Vertrauter von Yaru. Und Allister - nun, ein entfernter Freund, den ich seit Jahren kenne. Der perfekte Gentleman."
Hrothgars Grinsen bekam eine leichte Starre. "Ich habe das nie mit einem Wort angezweifelt, verehrte Sirgal. Aber euch scheint nicht klar zu sein, wie diese Pfeffersäcke ihr Vermögen machen. Glaubt mir, ich weiß wovon ich rede. Und einige von diesen Händler handeln sogar mit schwarzen Gold. Was würdet ihr davon halten, wenn man euch aus eurem Dorf, aus eurem Clan heraus reissen würde, um euch in ein Land zu verschleppen, und euch dort zu Arbeiten zu zwingen, für die ihr nichts als schlechtes Essen und verdrecktes Wasser bekommt?" Seine Stimme klang seltsam, um nicht zu sagen wütend.
Hrothgar hob die Hand. "Und bevor ihr hier weiter redet, nochmals als Hinweis; ich diene als freier Eidmann dem Ritter Berkenbrecht Arnulfsson, und gehe damit nicht mehr auf Viking."
"Dieser Caine ist also ein perfekter Gentleman." Hrothgar grinste. "Soll also heissen, er kann nicht mal eine Axt heben, geschweige damit kämpfen."
"Och, sagt ihm das gern mal ins Gesicht - aber hütet Euch vor seinen Pistolen und der Magie, die ier wirkt... und was ist falsch am Handel mit schwarzem Gold*? Das feine Pulver ist sehr schwer zu bekommen und immens Kostbar! Oder mögt ihr den Türkischen Sud nicht?"
Hrothgar schaute zuerst verwirrt, dann lachte er laut los. "Sirgal, nun zeigt ihr zum ersten Mal euch unwissend vor mir." Schlagartig wurde er ernst. "Das schwarze Gold, das ich meine, sind Menschen von dunkler, fast schwarzer Hautfarbe, die weit im Süden leben. Und was den türkischen Sud angeht, den liebe ich, insbesondere nach einer durchzechten Nacht."
"Euer Freund Caine ist also einer, der den Nahkampf scheut; denn ein Mann greift weder zu Pistolen noch zu Magie, wenn er kämpft." Hrothgar schüttelte den Kopf. "Nun denn, ich bin gespannt, diesen Herrn mal kennenzulernen, ich hoffe, es ergibt sich eine Möglichkeit."
"Mir sind nicht die dunkelhäutigen Menschen unbekannt. Im Gegenteil. Nur diese Abfällige Bezeichnung befremdet mich. Allister wird sich sicher auch nciht scheuen, Euch die Klinge seines Schwertes an die Kehle zu setzen."
"Diese abfällige Bezeichung ist nicht auf meinen Mist gewachsen, werte Sirgal. Sie wird von den Pfeffersäcken selber genutzt." Dann grinste Hrothgar. "Wenn er ein Schwert trägt, nehme ich meine Behauptung zurück, das er den Nahkampf scheut."
Hrothgar lachte. "In manchen Dingen seid ihr wirklich sehr empfindlich Sirgal. Nun gut, dann vergebt einem ungeschliffenen Seemann."
"Aber lassen wir dieses Thema, erzählt mir lieber was über diese Hexe und ihren Bediensteten. Ich bin neugierig, was mir so alles auf dem Fest der Drachen über den Weg laufen wird, und wo ich aufpassen muß ..." dabei glitt seine rechte Hand liebevoll über den Kopf seiner Axt.
"Auf dem Fest der Drachen müsst ihr ständig auf der Hut sein. Es gibt einen einfachen Regelsatz: Schwarz muß nicht Schwarz und Weiß nicht immer weiß sein."
Dieser Mann war ein sonderbarer Gesprächspartner. Sirgal zog sich zurück. "Verzeiht, aber es sit spät geworden. Ich wünsche eine gute Nacht." Sie suchte ihre Sachen zusammen und verschwand durch die Tür in den oberen Bereich, wo es Zimmer für die Nacht gab.
Das Jahr hatte gewechselt. Viel war geschehen. Inzwischen war es Februar geworden, und Sirgal befand sich auf dem Heimweg. Sie war über zwei Monate aus Sel Tac'Zil weggewesen...
Jetzt kam es ihr sonderbar vor, wieder hier im tiefsten Schnee kurz vor der Landesgrenze zu sein. Die letzten Wochen hatten sie stark an die früheren Zeiten erinnert, und eine gewisse Sehnsucht war geblieben. Sie würde wieder mehr unterwegs sein, und sich viel mehr ihren Forschungen hingeben. Sirgal hatte diesmal Tha'Risha vorab informiert, wann sie eintreffen würde. Es waren noch zwei Tage Zeit. Sie war gut vorangekommen auf dem Landweg. Candara war weit von Sel Tac'Zil entfernt, aber nicht unerreichbar, auch wenn der Winter ein harter Gegner war. Es war am Vormittag, als sie den "Kupferkessel" erreichte und müde die Packtaschen absetzte.
"Hallo Mika", begrüßte sie den Wirt, der verwundert das Glas absetzte.
"Sirgal? Aber wir dachten..." Er kam um den Tresen herum. "Bitte, setz Dich. Ich bringe Tee und etwas zum Essen."
Sirgal nickte dankbar und zog sich zu ihrem Stammplatz zwischen Fenster und Kamin zurück.
Draußen vorm Fenster purzelte ein kleiner Bär durch den Schnee, dann rannte er wieder in die Deckung des nahen Wald. Ob das Sirgal gesehen hatte...?
Die Tür ging auf und eine Frau in vielen Schichten Kleidung, etwas zerfleddert aussehend, betrat den Raum. Sie hatte die Kapuze hochgeschlagen und einen Schal vor dem Mund, doch man erkannte einige Haarsträhnen mit Federn dran. Ein Rucksack mit allerlei Kram, sowie eine Umhängetasche, die auch vollgepackt aussah sowie einen Wanderstab mit allerlei Gebamsel trug sie bei sich. Ebenso wie ein zusammengpackter Bogen mit Pfeilen. Sie trat zjm Wirt. "Frieden über euer Haus, guter Mann. Ist es möglich, eine heiße Suppe zu bekommen?" "Für Kupfer immer!" "Ich kann euch nur meine Dienste anbieten. Oder vielleicht habt ihr eine Arbeit, die ich verrichten könnte." Der Wirt dachte nach und sein Blick bekam etwas sehnsüchtiges. "Waldvolk?" "Nein, Mensch wie ihr, doch als Dienerin der Natur." Damit nahm Kaya die Kapuze ab. "Ihr begleitet Wesen auf dem letzten Weg." Sie schmunzelte. "Nicht nur, ich segne sie für das nächste." "Gut, ihr bekommt eure Suppe und etwas zu trinken. Dann möchte ich, dass ihr später zu meinem Vater geht..." Kaya verstand. "Es ist Winter für ihn, nicht wahr?" Der Wirt sah sie seltsam an und nickte dann aber, verschwand dann in der Küche. Kaya schloss einen Moment die Augen und sah sich dann im Schankraum um.