Der Ritter war anwesend. Er war ruhig und gelassen. Es ging ihm nicht darum, dass er Luka lange nicht sah - das war normal. Es war ihm darum gegangen, dass die Frau, die er liebte, tot sein sollte, aber das konnte Julyenn nicht ahnen.
Lange Pilgerreisen oder Aufträge oder sogar Kriegszüge waren für den Orden nicht ungewöhnlich. Und er wusste, dass er den Auftrag Lukas erfüllen würde. Ihm war es gegeben, den Zug zum Steinbruch zu leiten.
Früh am anderen Morgen - der Tag war noch nicht erwacht - kam Leben in das Ordenshaus. Luka hatte all ihre Sachen in eine große Kiste verbracht, die draußen auf dem Flur stand. DAS Zimmer war leer. Einzig ein mit Silber eingelegtes Wappen auf dem Deckel über dem Schloß verriet, dass es sich hier um ihre Habseligkeiten handelte.
Sie hatte das Haus mit wenigen Dingen in Richtung des Turmes verlassen - wo sich der größte Teil des Ordens bereits eingefunden hatte, um sie zu verabschieden.
Der Großmeister saß in einem Sessel in der weit offenen Tür des Turmes, und Luka war vor ihm abgekniet. Sie hatte ihre Tasche neben sich und auch das Schwert mit dem Kreuz, welches in einem Tuch eingeschlagen auf dem Boden lag. Still wartete sie, dass das erste Licht sich über den Mauern erhob. Noch war sie allein. Keiner war zu ihr getreten.
Juliennn hatte schlecht geschlafen und war erst spät in der Nacht in einen Gehetzten schlaf gefallen gewesen. Als sie zu dem ganzen dazu kam, verstand sie die Szene nicht auf anhieb. Lukarde alleine? fragend trat sie etwas af die Seite um sehen zu können und stand so genau in der Flucht hinter Lukarde. Ihr Blick ging durch die Runde. Pilgerfahrt. du kannst mitkommen... Sie negte den Kopf fragend auf die Seite.
Langsam bildete sich ein Halbrund aus den Männern und Frauen des Ordens. Sie waren gekommen, um Abschied zu nehmen. Der Großmeister saß still in seinem Sessel, ein kleines, rotes Buch in Händen haltend.
Sie schaute rechts und links, wen sie fragen könnte, dann zupfte sie einem Brunder, den sie etwas kannte am Ärmel. Leise fragte sie. "Was geschieht denn jetzt?" glücklich klang sie irgendiwe nicht.
"WEnn die Sonne das erste Licht des Tages erhebt, wird der Großmeister sie zu sich rufen. Dann erhält sie das Buch. Sie wird bis zum Tor gehen und dort einen Augenblick abknien. Das ist der Moment, in dem jeder sich entscheiden muß, ob er sie wirklich begleiten will, oder nicht. Wer sich zu ihr stellt, geht mit. Ich denke, es werden nicht viele sein.... nicht in diesen Zeiten. Vor einigen Jahren wären sicher zehn oder mehr mit ihr gegangen, aber so viele sind wir nicht mehr. Wer mit ihr geht, hat sich in der letzten Nacht entschieden und wird sein Bündel schon gepackt haben..."
Der Ritter stand in voller Rüstung ein paar Schritte versetzt von der knienden Lukarde. Sein Gesicht war ernst - er hatte auch einen Auftrag zu erfüllen.
Zu ihm würde sie also nicht gehen können. Wie sollte sie aidan nun fragen? Julyenn seufzte leise, dann verschwand sie eilends um das wenige was sie hatte schnell in ihre tasche zu stopfen, bevor sie wieder zurück kam und einen Blick in den hof warf.
Es hatte sich nur wenig an der Situation verändert. Lukarde stand vor dem Großmeister, der sich erhoben, und ihr das Buch gegeben hatte. Eben wanndte Luka sich ab und kam die Stufen herunter, um auf das Tor zuzugehen, wo sie niederkniete und das Buch in die Tasche steckte.
Der Großmeister hatte das Weggehen Julyenns gesehen und auch, dass sie zurückkam. Er winkte sie zu sich.
Mit ruhiger Stimme sprach er sie an. "Man hat Dir also erzählt, dass ein Jeder mit einer Schwester oder einem Bruder der Gemeinschaft eine solche Reise antreten kann, Julyenn. Gut. Auch, dass Du dich entschlossen hast, diesen Schritt zu wagen. So frage ich Dich jetzt und hier - willst Du der Gemeinschaft beitreten und als Mitglied des Ordens diese Reise antreten?"