"Als er ..." sie seufzte. "Als er die Strafgefangenen in Empfang nahm, war ich dabei. Und das, was er sagte, war gnadenlos. Ich habe mich von ihm abgewandt. Ich hatte doch keine Ahnung, was für ein Spiel er spielt..." Sirgal hatte leise, aber leidenschaftlich gesprochen. Sie sah Amira um Verständnis bittend an, sich ihres Fehlers voll bewußt.
Diese lächelt sanft. "Ich verstehe.", entgegnet sie wissend, "Nun, sagen wir, wenn ich ihn nicht so gut kennen und ihm vertrauen würde, dann...na ja..." Die letzten Worte lässt sie unausgesprochen. "Er kann doch sehr überzeugend sein, wenn es darauf ankommt.", fährt sie nach einer kurzen Pause fort, "Ich bete für ihn, dass das Ganze kein schlimmes Ende für ihn nimmt."
"Gibt es etwas, dass ich... also... ich kann sowieso nie wieder gutmachen, dass er mich gerettet hat." Wieder seufzte sie. "Und ich hab ihn beinah angeschnauzt auf dem Fest der Drachen." Sie schüttelte den Kopf, den Falken wieder streichelnd.
"Hm...ich weiss nicht genau.", überlegt Amira laut, "Sei einfach da, wenn er Dich braucht...Ich weiss, das klang jetzt komisch; was ich damit sagen wollte ist, dass er jede Art von 'Rückendeckung' brauchen kann. Sei es nun ein sehendes Auge, oder ein hörendes Ohr, verstehst Du?"
Oh ja, sie verstand. Mehr als genau sogar. Sirgal nickte. "Was auch immer passieren sollte - in Sel Tac'Zil wird er, oder ihr... immer willkommen sein und es wird immer ein Zuhause für euch geben."
Mit freundlichem Gesicht nickt Amira. "Das ist sehr gut zu wissen.", entgegnet sie, "Doch ich hoffe- bitte versteh' mich jetzt nicht falsch-, dass es in der Hinsicht nicht zum Äussersten kommt."
Der Falke hockt immer noch ruhig auf der Tischkante ganz dicht bei Srigal und lässt es sich gut gehen. Nun zupft er abwechselnd mal in ihrem Haar und ma in seinen eigenen Federn herum.
"Es sollte auch nur bedeuten - nun, einer muß wissen, wohin man sich wenden kann. Ich werde es ihm nicht sagen. Gibt es denn auch hier Probleme? Ich meine, es klang grad so, als wäre da etwas, dass ich besser wissen sollte."
"Ich weiss es nicht- bisher bin ich ihm nicht begegnet oder vorgestellt worden.", antwortet Amira, "In letzter Zeit bringt immer ein gewisser Ldt. Morris die Gefangenen her. Ich habe seine Leute beobachtet, die die Gefangenen bewachen. Sie bewegen sich mit einer Sicherheit, dass es nicht mehr schön ist. Offene Augen und Ohren zu jeder Zeit."
"Ich hörte ein Gespräch zwischen Allister und dem Mann. Es hatte den Anschein, dass es für den Gouverneur recht knapp war... sollten wir ein solches Gespräch überhaupt an einem Ort wie diesem führen?"
Hier war es so sicher wie in einer zugemauerten Zelle, das wusste Amira, aber schliesslich konnte man letztlich nie vorsichtig genug sein. "Ja, das war es- ich habe auch gute Ohren, wie Du weisst.", entgegnet sie mit nach wie vor relativ leiser Stimme, "Ich denke wir sparen uns Themen wie diese für später auf, was meinst Du?" Sie überlegt kurz. "Ich muss nachher noch zur Schneiderin- willst Du mitkommen?", bietet Amira an.
"Ja, gern", freut Sirgal sich zunächst, dann aber kommt es ihr in den Sinn, dass sie dazu ja hinaus muß... Und da waren SIE. Das Zögern der Botin ist dann offensichtlich.
"Keine Sorge...", versucht Amira sie zu beschwichtigen, "Erstens bin ich auch da und zweitens kenne ich hier mittlerweile so ziemlich jeden Schleichweg."