Rais ließ sich von der Drohgebärde nicht beeindrucken. Wahrscheinlich hätte er es ebenso gehandhabt.
"Nicht zu unrecht."
Er blickte ihm nach, dann wieder zu Ril'afay.
"Ihr dürftet mit eurem Weg nicht viele Freunde haben. Und jeder Fremde ist erst einmal ein Feind - zumindest nicht sofort ein Freund. Wahrscheinlich sagt euch die zweite Formulierung mehr zu."
Rais nahm den becher und drehte ihn nachdenklich in den Händen. Er nahm nicht einen Schluck. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er mit seiner Nervosität kämpfte. Etwas, was offensichtlich ungewohnt für ihn war.
Als er merkte, dass die beiden ihn gespannt ansahen, nahm er einen Schluck und stellte den Becher wieder auf den Tisch.
"Misstrauen zu bekämpfen ist eine schwere Sache, vor allem, wenn es so tief sitzt. Ich weiß besser als so manch anderer, was es bedeutet verraten zu werden."
Rais nahm noch einen Schluck. Er würde ihn brauchen können. Vielleicht war es ja auch sein letzter.
"Es ist nun über 200 Jahre her. Ich komme aus einem teil des Underdark, der von diesem hier so weit weg ist, wie nur irgend möglich. Und das nicht ohne Grund."
Er überlegte, wie er es formulieren sollte.
"Die Ilharess, meine Mutter war eine stolze Frau. Sie ließ mir und meiner Schwester die beste Erziehung angedeihen, die sich Kinder einer Ilharess nur vorstellen können. Vor allem wenn sie mänlichen Geschlechtes sind. Ich sollte der Waffenmeister des Hauses werden, und wäre es womöglich auch geworden. Doch schien es so, als sei meine Schwester der Auffassung, ich könne zu viel Einfluss bekommen. Sie intrigierte gegen mich, und es lief auf eine Auseinandersetzung hinaus, als sie mich eines Tages in einem der Tunnel von einem Trupp gedungener Orks beseitigen lassen wollt. Es sollte wie ein Unfall aussehen. Wie eine Dummheit, die ich begangen hätte."
Rais schwieg einen Moment als die Erinnerungen wieder in seinem Geiste wach wurden, und die Bilder der Vergangenheit die Realität der Gegenwart verdrängten.
Er presste die Lippen aufeinander, und seine Gesichtsmuskeln verhärteten sich, als er die Zähne aufeinanderbiss, um die Kontrolle über das Geschehen zu behalten.
Falyn'lay war am ehesten überrascht hier ohne großed dazutun Rais vertrauen zu haben und entschied sich dazu schweigend zu lauschen.
Ril'afay hingegen war zwar auf andere Informationen bedacht, aber vieleicht kam noch das zum Vorschein auf das sie wartete. Auch sie unterbrach Rais nicht und verhielt sich still, ließ ihn reden und sich öffnen. Je mehr er das tat, desto besser war es, umso mehr band er sich auch an sie und ghenau das hoffte sie ja.
"Nun, ich wurde noch ganz nach alter Etikette erzogen. Was die Punkte Hinterhältigkeit und Intriganz anging, so waren mir meine Mutter und meine Schwester gute Lehrmeisterinnen. Doch was das Kämpfen anging, so lernte ich von anderen. Und auch damals schon lernte ich mehr als ich sollte, auch von Dingen, die mir eigentlich versagt waren."
Rais schien seine Gedanken wieder etwas besser im Griff zu haben, denn seine Stimme wurde wieder ruhiger.
"Letzten Endes gelang der Mordanschlag nicht, den sie gegen mich geplant hatte. Stolz wie sie war, wollte sie mich sterben sehen. Doch ich besiegte die Orks, und stellte meine Schwester. Die darauf folgende Auseinandersetzung gewann sie nicht.
Ich wusste, dass die Ilharess meine Schwester über alles liebte. Gegen sie war ich nicht mehr wert als der geringste Rothe. Auch wenn ich eine gute Ausbildung genoss. Ich wusste, würde die Ilharess herausfinden, wer ihre Tochter , die zukünftige Ilharess und Hohepriesterin ermordet hatte, dann wäre mein Leben keinen Haufen Rothedung mehr wert.
Also verschleierte ich die ganze Angelegenheit. Es gelang mir, den Überfall derart darzustellen, dass es so aussah, als wäre sie es gewesen, die alleine durch die Tunnel gegangen wäre, nicht ich. Als wäre sie es gewesen, die dort auf Orks traf, und nicht ich. Ich konnte sogar damit auftrumpfen, ich hätte alles versucht, sie noch zu retten. Doch es sei zu spät gewesen. Immerhin hätte ich alle Orks verfolgt und abgeschlachtet. Ich stieg im Ansehen der Ilharess. Ihr einziges Kind. Ein Sohn."
Rais spuckte die Worte nahezu verbittert aus.
"Doch sie gebar eine zweite Tochter... Und damit war ich wieder der der ich zuvor auch gewesen war. Ich erinnerte sie an den Tod ihrer ersten Tochter, und sie hasste mich dafür. So erzog sie auch ihr drittes Kind. Mit abgrundtiefem Hass gegen mich. Ich war der bessere, ich war der stärkere. Und da die Ilharess im Alter mehr und mehr an Geisteskraft verlor, traf ich eines Tages eine Entscheidung. Ich befolgte das Gesetz Lloths, und vernichtete, was schwach und unwürdig war. Beide in einer Nacht."
Rais blickte die Yathre an. Der Glanz den sie sonst in seinen Augen hatte wahrnehmen können, war einem fieberhaften Glitzern gewichen. Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn und seiner Oberlippe gebildet, und es machte den Eindruck, als ob er Schmerzen hätte, doch er sprach weiter.
"Ich stellte es so dar, dass sie beide einem Mordanschlag eines feindlichen Hauses zum Opfer gefallen wären und stellte vor dem hohen Rat Anklage. Das Haus wurde zerstört, und so sorgte ich afür, dass unser Haus in der Hierarchie nach oben rutschte, ohne dass die Ilharess oder eine ihrer Töchter etwas davon gehabt hätte."
Er biss sich kurz auf die Unterlippe und kniff die Augen zusammen.
"Natürlich wurde unserem Haus eine Hohepriesterin vom hohen Rat vorgestellt. Und es dauerte nicht lang, da wurden Zweifel laut, was meine Anklage betraf. Es gab keine Beweise gegen mich, doch die Zweifel wurden immer offensichtlicher geäußert. bald schon war es soweit, dass cih mir meines Rückens nicht mehr sicher sein konnte, denn es gab nicht wenige Neider..."
Rais klammerte sich an der Lehne seines Sitzes fest, und die Sehnen seiner rechten Hand traten hart und verkrampft aus seiner Haut hervor. Er atmete schwer.
"Ich habe unter dem Vorwand diejenigen zu jagen und zu töten, die diesen Komplott und diese Lüge gegen mich schmieden, meine Heimat verlassen und die Reste meines zusammenbrechenden Hauses. Ich kam nie wieder."
Rais Augen hatten zu tränen begonnen, doch nicht vor Kummer. Er zitterte und plötzlich entrang sich seiner Kehle ein gequältes Stöhnen, als sich eine wütende schwarze Spinne giftspritzend durch die Haut seiner rechten Wange biss.
Rais schrie auf vor Schmerzen, und klammerte sich mit beiden Händen an der Tischkante fest, als er versuchte aufzustehen. Sein letzter Gedanke war 'Ich hätte diese Erinnerungen niemals mehr lebendig werden dürfen!', dann brach er zusammen.
Felynlay war schnell und fing ihn auf. Rilafay konnte es aufgrund ihrer Umstände nicht. "Leg ihn sanft hin, wo er ist und räum den Stuhl fort. Das hier... das ist kein Grund für die Muttergöttin gegen ihn vorzugehen." Ril'afay richtete sich auf. "Dur'yl!" kam ihr Befehl und der Drow war schneller im Zimmer als man erwarten würde. Jedoch erwartete er nicht das Bild das sich ihm bot. "Trag ihn auf sein Bett! und hol mit den Ankin her!"
Dur'yl gehorchte udn wuchtete den Drow auf den Arm hoch. So das er gemeinsam mit FelynLays Hilfe ihn auf sein Bett verfrachtete. Dort begab sich dann auch wieder Ril'afay zu ihm und saß auf der Bettkannte so das sie Rais ansehen konnte und genau das tat sie auch.
Dur'yl selber ging um AlyTriss herzuholen. Dann waren die Drei wieder alleine.
"Was ist das Malla Yathre?" fragte Felyn'lay.
"Ich .. vermute das es der Beobachter der Göttin ist, welcher ihm Schmerz bereitet, ich.. ich begreife nur nicht warum das.. hat nichts mit einem auflehnen gegen die Muttergöttin zutun außer er tat es nicht im Wege Lloths sondern aus einem anderen Beweggrund."
Es vergingen einige Augenblicke, ehe Rais wieder zu sich kam. Er wirkte etwas desorientiert, und blickte Ril'afay fragend ins Gesicht, doch dann weiteten sich seine Augen. Augenblicklich kniff er die Augen wieder zusammen, doch diesmal war es nicht die Spinn, oder der Schmerz der ihn dazu antrieb.
Es war das realisieren dessen, was soeben geschehen war. Er blickte sich um und versuchte die Situation zu begreifen, in der er sich gerade befand. Er lag weich, also war er nicht in einem Verlies aufgewacht. Vielleicht kam das noch. Er richtete seinen suchenden Blick auf die Augen der Yathre und auch Felyn'lays. Er wusste nicht zu sagen, wie sie während seiner Erzählung reagiert hatten. Es war mit einem male aus ihm herausgebrochen, so als hätte man einem Feind die Halsschlagader durchtrennt. Die Worte waren unkontrollierbar aus ihm herausgesprudelt, und wahrscheinlich war es nun soweit, dass das letzte Wort, sein letzter Blutstropfen, ihn sein Leben kosten würde...
...aber deswegen war er ja nicht hierhergekommen. Er hatte das Gefühl gehabt, den beiden vertrauen zu können. der Yathre Ril'afay vertrauen zu können. Nun würde er erfahren, ob er Recht gehabt hatte, oder ob dieser Irrtum ihn sein Leben kosten würde.
Und bekam dafür eins auf die Finger gepatscht. "Naut." erst als sie wollte, legte sie das Tuch beiseite. "Und Xas, sie ist wieder drinnen." bestätigte sie seine Annahme. Ril'afay musterte seine Augen eindringlich, dann legte sie ihre Hand auf seine Brust. "Rais... warum hast du diese Spinne wirklich?"
Wenn er bis jetzt noch nicht tot war, dann konnte er den Rest auch erzählen.
"Es ist einige Monde har, da befand ich mich auf einer Art Erkundung in Xant. Dort wurde ich von einer Elfe angesprochen, wie ich sie vorher noch nie gesehen hatte. Es stellte sich heraus, dass sie eine Wildelbe war."
Er versuchte genau zu beobachten, was in Ril'afays und Felyn'lays gesicht vor sich ging.
"Irgend welche Rivvil hatten sie fälschlicherweise für eine von uns gehalten und gefoltert. Sie hatte Folgen davon getragen von einfältigen Rivvil für eine von uns gehalten zu werden. Sie half mir. Das zum einen."
Er machte eine kurze Pause. Dann sprach er etwas leiser weiter. Fast schon kleinlaut.
"Zum anderen wollte ich wissen, wie gut ich bin. Ich forderte Lloth heraus... Ich rief Lloth in einem Ritual an, mir ihre Gunst zu erweisen, wenn ich 'eine der Alten, wie auch unser Volk genannt wird' heilen würde. Ich sagte Lloth nicht, dass sie zwar eine der Alten war, aber keine unseres Volkes... Die Heilung gelang."
Rais blickte von einer zur anderen. Er wusste, dass sie beide spürten, dass das noch nicht alles war...
"Aus Wut darüber, dass ich es gewagt hatte, sie anzurufen, erhielt ich von Lloth diese Spinne. Der Wildelbe verpasste sie ihr Zeichen, auf dass sie ihr auf immer und ewig als Sklavin diene."
Er machte eine weitere Pause... kurz genug um Luft zu holen, aber nicht lang geniug, um es den beiden zu ermöglichen, etwas zu sagen.
"Die Wildelbe trägt jedoch nicht Lloths Zeichen..."
In Felyn'lays Gedanken knobelte es. Er hat sich gegen seine Mutter aufgelehnt und es überlebt, das war.. einiges an Leißtung, aber auch nicht ungewöhnlich. Lloth schürte den zwist zwischen Geschwistern udn wenn es der Stadt so gut ging wie sie gerade vermutete war es ein natürliches gesunden, so wie Ril'afay es beschrieben hatte. Verrat umm das Schwache auszumerzen und Lloth lenkte diesbezüglich durchaus auf ungewöhnlichen Wegen. Sie ließ Sclaven aufwiegeln oder verleitete die Männchen. Mit Selvetarm, ihrem Sohn, war es ja nicht anderst. Der Verrat war nur dann falsch wenn er es für einen anderen Weg getan hatte.... Einweg so wie der welchen ihre Schwester eingeschlagen hatte... pah die Mondin hatte sie beeinflusst und dazu angestiftet. So nachdenklich lauschte sie den Ausführungen von Rais und bekam einen gefährlichen Verdacht als er die sache bezüglich des zeichens erwähnte.
"Nicht das Zeichen Lloths? Wenn sie es doch war welche es dieser.. Elfe verpasst hat?" hinterfragte Ril'afay. "Welches Zeichen trug sie." Ril'afays Herz pochte ob einer ähnlichen Ahnung wie sie auch Felyn'lay hatte. Man sah es an ihrer Halsschlagader die deutlich sichtbar pulsierte. Ihre Hand ruhte jedoch weiterhin auf Rais Brust und übte sachten Druck aus, so als müsste sie sich selber festhalten, ihn festhalten seinen blick festhalten damit er es endlich offnebarte, das was sie nicht wusste und er ihr bis dato nicht sagen wollte, den eigentlichen Grund.
Sie seufzte schwer., dann leegte sie ihm die andere Hand auf die Wange wo die Spinne war. und strich sanft darüber. "Und doch habe ich gesehen was ich gesehen habe. Du hast zu ihr zurückgefunden Rais. Gezwungenermaßen richtig? Wegen dem was an deiner Wange ruht? Richtig?"