"Na dann fangen wir mal an.", murmelt Lucy und beginnt zunächst an der Stirn mit dem Herausschälen der entzündeten Stellen und der eingesprengten Fremdkörper. Nachdem sie in stundenlanger Kleinarbeit Stirn und Wange stellenweise bis auf den Knochen bearbeitet hatte, widmet sie sich nun dem Auge und dem umliegenden Gewebe. Hier konnte sie nicht so radikal vorgehen und alles was nach Entzündung aussah weiträumig rausschneiden- das Auge wollte sie um jeden Preis retten. So arbeitet Lucy mit feinstem Skalpell und Schaber, um die eitrigen Stellen auch hier bis ins gesunde Gewebe zu entfernen, was sich beim Lid als fast unmöglich herausstellte. Irgendwie schien es dann doch zu klappen, ohne die Lider dabei in Streifen zu schneiden, sodass sie nun nach dem Auge selbst schauen konnte.
Die Erreger der Entzündung hatten scheinbar auch das Auge befallen, jedoch lag nur ein gelblicher Film darauf. Lucy war schnell genug gewesen mit ihrer Entscheidung. Der betäubte Körper strahlte nur eine ungesunde Hitze aus.
Auch hier arbeitet sie äussert sorgfältig. Um den gelblichen Film zu entfernen arbeitet Lucy diesmal allerdings mit einer Art Wattestäbchen, welches sie zuvor in abgekochtes Wasser getaucht hatte- spülen wollte sie hier nicht, da sie nicht riskieren wollte, die restlichen Wunden wieder zu verunreinigen. Die ausgeschabten Stellen hatte Wilcox nicht vernäht- nicht weil sie es zum Teil schlichtweg nicht konnte, da keine Haut dafür da war, sondern weil es bei den tieferen Stellen ratsam war, dass diese von innen nach aussen heilten. Narben würde es so oder so geben, aber je nach dem wie gut es um Fox' Heilfleisch bestellt war, würden der Körper sie später irgendwann einmal mit neuem Eigengewebe soweit aufgefüllt haben, dass neben den Randverbrennungen vielleicht nur ein paar Vertiefungen bleiben würden. Ehe sie Carter ins Zimmer zurücktransportieren lässt, schaut Lucy auch gleich nach der Hand. Es wäre fatel, wenn sie an der einen Stelle gute Arbeit leistete, aber an anderer Stelle etwas Entscheidendes übersah. "Jimmy- machen sie für später schonmal die kalten Wickel parat.", meint Wilcox während sie den Verband von der Hand schnitt.
Sorgsames Abtasten nach Flüssigkeit brachte kein Ergebnis, auch roch die Naht an der Hand nicht so, als wäre da was nicht in Ordnung, daher folgt die übliche Versorgung mit Reinigen und allem drum und dran, ehe sie neu verbunden wird. "Sehr gut.", seufzt Lucy und macht eine entsprechende Geste, "Bringt sie zurück in ihr Zimmer und macht ihr die Wickel um die Beine. Ich komme gleich nach mit dem Fiebermittel."
Als man Fox wieder in ihr Bett steckte, quälte Pip sich umständlich wieder hoch und nahm wie selbstverständlich seinen Platz neben Carter's Bett ein. Dunkel ruht sein Blick auf der Schlafenden und zaghaft greift er sacht nach deren unverletzter Hand.
Kratzer, Schrammen und oberflächliche Schnitte waren hier bereits verheilt. Auch Fox besaß die Fähigkeit der schnellen Regeneration - wenn man sie denn ließ und keine Infektion dazwischen kam. Sie war eine waschechte Immorierin. Der Blick auf die kräftigen Beine verhieß eigentlich also Gutes. Wenn sie nicht so heiß wäre. Ihre Hand in der von Pip glühte.
Mit Tablett und klimpernder Spritze darauf kommt Lucy kurz darauf in das Zimmer und kniet neben dem Bett ab, um zunächst Fox' Kreislauf zu prüfen, bevor sie ihr das Fiebermittel reinjagd.
"Wie ist es gelaufen?", fragt Pip leise und nimmt nicht den Blick von Carter's halb abgedecktem Gesicht. "Shhht!", kommt es von Wilcox, als diese mit geschlossenen Augen auf Puls und Atmung der Patientin horcht, wobei sie eine Hand an deren Puls und eine vor deren Nase hatte- keinesfalls wollte sie mit dem hochdosierten Mittel deren Kreislauf überlasten.
"Also gut versuchen wir's...", murmelt Lucy halblaut mehr zu sich selbst, als sie die Nadel ansetzt, um Fox das Mittel zu verpassen. "Das Letzte, was sie jetzt noch brauchen kann, ist dass ein ausgewachsenes Fieber sie noch mehr schwächt und die Heilung behindert.", erklärt Wilcox, während sie die Nadel zieht und mit einem frischen Tupfer das Gefäss unter sanftem Druck verschliesst, bis es von allein dicht hält, "Jetzt können wir nur noch warten."
"Aber sie glüht ja schon praktisch.", kommt es leise von Pip. "Ich schicke Claire, damit sie in regelmässigen Abständen die Umschläge erneuert und nach Ihnen beiden sieht.", fügt Lucy hinzu und sammelt ihr Zeug zusammen. Sie mustert Pip. Er sah zwar schon wesentlich besser aus, aber noch längst nicht gut. "Legen Sie sich wieder hin, Jenkins.", weist sie den Soldaten an und deutet auf sein leeres Bett, "Ich kann nicht noch jemanden brauchen, der mir über kurz oder lang aus den Latschen kippt." Er schaut sie mit dunklen Augen an. "Lassen Sie mich wenigstens hier, bis es ihr wieder ein wenig besser geht...Bitte..." Wilcox seufzt. "Eine Stunde- und keine Minute mehr- dann legen Sie sich in und ruhen sich aus- haben wir uns verstanden?" "Ja Ma'm."
Pip blieb bei ihr und hielt ihre Hand. Hartnäckig hielt er sich aufrecht, um seine Nähte weitestgehend zu entlasten, auch wenn das mit der zeit recht schwierig wurde. Claire kam in regelmässigen Abständen, die Temperatur prüfen und die Umschläde um Fox' Unterschenkel wechseln. Sie verwendete dafür unter Anderem etwas, was auf den ersten Blick aussah wie ein Teil einer Regenrinne- darin wurden die umwickelten Beine gelagert; auf die Art wurde das Bett nicht feucht und die Kühle hielt sich länger.
"Wie geht es ihr?", fragt er Claire hoffnungsvoll, als sie das nächste Mal kam, um zu schauen. Sachte fühlt die Pflegerin daraufhin Carter's Temperatur und prüft eingehend deren Zustand.
Der Druck war niedriger, das Zittern weg, auch wenn Fox noch deutlich wärmer als normal war. Auf dieses Medikament - und die massive Dosis, die Lucy ihr gegeben haben musste - reagierte sie.
"Besser, wenn auch noch lange nicht gut, Sir.", antwortet Claire wahrheitsgemäss und mustert Pip eingehend. "Bitte verzeihen Sie, aber Sie sehen mir dagegen nicht allzu gut aus- es wäre wirklich besser, wenn Sie sich langsam wieder hinlegen und etwas essen würden."
Pip nickte abwesend und löst sich sichtlich widerstrebend von Fox, um der Anweisung Folge zu leisten. Kurz darauf kommt Claire mit einem verführerisch duftenden Tablett zurück und reicht Pip die Schale mit Henkel. Dieser- inzwischen wieder aufrecht in seinem Bett sitzend nimmt die dicke Hühnersuppe dankend entgegen und probiert tatsächlich ein paar Löffel, als die Frau wieder weg ist. Schmecken wollte es ihm trotzdem nicht- genausogut hätte Claire ihm faule Äpfel vorsetzen können.
Und prompt verschluckt sich der Angesprochene am nächsten Bissen. Nur mit Müh und Not unterdrückt Pip ein allzu heftiges Husten, trotzdem quittierten die Nähte dies mit einem unschönen Ziehen. "D-Du bist ja wach...", krächzt er mit tränenden Augen, lächelt jedoch dabei, was recht komisch aussah.