Da Fox leicht auf der Seite lag, sank ihr der bisher halb gehaltene Kopf irgendwann ins Kissen - sie bemerkte es nicht. Da war kein denken kmehr und der Körper schaltete sogar den Schmerz weg, um der Erschöpfung Tribut zu zollen.
Pip bemerkte dies jedoch schon- irgendwie war an Schlaf gerade nicht zu denken. Ganz sachte, um sie bloss nicht zu stören, richtet er sich mit zusammengebissenen Zähnen halb auf, sodass er anschliessend Fox' Kopf mit Hilfe des Kissens wieder so 'ausrichten' kann, dass sie nicht auf der Wunde und trotzdem nicht zu verdreht lag. All dies geschah mit grösster Vorsicht- auf keinen Fall wollte er ihr weh tun.
Vorhin hatten ihre Finger den Verband nur sacht berührt - und sie hatte Mühe gehabt, den Schmerz nicht auszudrücken. Jetzt hatte das Gesicht aufgelegen - und sie schlief tief und fest. Pip tat ihr nicht weh, auch wenn die Verbände sich verfärbt hatten.
Stirnrunzelnd betrachtet Pip die Spuren auf ihrem Verband im Gesicht- er hatte keine Ahnung, wieviel Lucy letzten Endes hatte wegschneiden müssen. Er beschliesst das Ganze im Auge zu behalten und im Zweifelsfall Lucy bescheid zu geben, falls es noch mehr werden sollte.
"Also bloss nicht zuviel bewegen, sonst reisst es wieder auf...", denkt er sich und betrachtet Fox noch eine Weile, bevor er sich wieder ganz auf den Rücken legt. Behutsam greift Pip wieder nach Fox' Hand, sodass sie schnell merken würde, dass er da war, sollte sie in absehbarer Zeit wieder wach werden.
Lucy würde die Verbände abweichen oder in mühevoller kleinarbeit lösen - oder gleich wieder im Op wechseln müssen. In dieser Hinsicht war die gute Wundheilung eher ein Fluch, denn sie vernetzte auch in die Wundauflage hinein. Fox blieb in diesem traumlosen, abgrundtiefen schlaf.
Irgendwann verlangt die Natur ihr Recht und Pip quält sich komplett hoch. Es dauert einen Moment, bis er sich losreissen konnte und sich mit seinem Vorhaben beeilte. Auf dem Rückweg trifft er auf Lucy.
"Jenkins- war ich nicht deutlich genug?", verlangt sie zu wissen und baut sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. "Ich musste mal dringend wo hin.", entgegnet er. "Na gut, das lasse ich mal gelten.", meint Wilcox und schaut ihn fragend an, "Ansonsten alles in Ordnung bei Ihnen?" Pip nickte. "Ltd. Carter schläft tief und fest- allerdings sieht ihr Verband im Gesicht ziemlich eingetrocknet aus." Lucy nickt. "Ich komme nachher gleich vorbei." Pip lächelt und verzieht sich auf leisen Sohlen wieder ins Bett.
Er sass aufrecht im Bett, den Rücken an das Kopfteil gelehnt- schlafen konnte er ohnehin gerade nicht. Kurz darauf erscheint Lucy mit dem altbekannten Tablett mit den benötigten Utensilien. Sachte hockt sie sich auf die Bettkante neben Fox, um sie besser erreichen zu können. Vorsichtig prüft se zunächst deren Kreislauf, da sie sicher gehen wollte, dass sie nicht mitten im Wechsel aufwachte. Zufrieden nimmt die wieder die desinfizierende Tinktur zur Hilfe, um den Verband sachte zu lösen. Lucy lächelt- scheinbar hatte sie alles infizierte Gewebe erwischt, denn es sah so aus, als würde die Heilung endlich mal einsetzen.
Pip beobachtet sie aufmerksam bei ihrer Arbeit. Wilcox hatte stellenweise ziemlich tief schneiden müssen, doch der Anblick stiess Pip nicht ab, als er daran dachte, wie es hinterher wohl aussehen würde- schliesslich kannte er Fox nicht anders. Doch wie würde Carter darauf reagieren, wenn sie das Ergebnis zum ersten Mal richtig betrachten konnte?
Das, was im Augenblick am Augenfälligsten war, waren die zurückgehenden Schwellungen. Fox hatte keineswegs das Vollmondgesicht, was man zu Anfang hätte vermuten können. Im Gegenteil. Die Kinnlinie konnte man bald hart nennen, die Wangen fielen etwas ein. Teile der kleineren Schnitte waren bereits zu, als Lucy den Verband abhob. Im Grund der tieferen Inzisionen, die die Heilkundige offen gelassen hatte, waren wellige, teils knubbelige Erhebungen entstanden, die nach oben drängten. Ja, hier setzte sogar ganz massiv Heilung ein. Wild und ungestüm wollte der Körper aufholen, was er nicht hatte tun können.
Fox bewegte sich nur wenig, stöhnte leise, erwachte aber nicht.
Zufrieden mit ihrer Arbeit versorgt Lucy die Wunde neu und trägt an den tieferen Stellen noch eine Salbe auf, die eine extreme Wucherung von Narbengewebe verhindern würde. Mit dem neuen 'Verband' ist sie vorsichtiger- auch hier trägt sie eine dünne Schicht desinfizierenden Balsams auf, der zum einen das Festpappen und zum anderen eine neuere Infektion der Wunde verhindern würde. Vorsichtig verknotet sie die neuen Strippen an Fox' Kopf, sodass die Auflage nicht verrutschen würde, wenn sie sich später bewegte.
Es war kein Wunder, dass das zu Fox durchdrang- an den tiefsten Stellen hatte Wilcox bis auf den Knochen hinuntergehen müssen, um auch wirklich alle Einspregungen restlos zu entfernen. Sie wartet, bis Fox sich wieder beruhigt hatte und schaut noch nach der Hand, wo sich offenbar ein massiver Bluterguss gebildet hatte...
Als Fox die Abwehrbewegung vollführt, handelt Pip rein instinktiv, als er ihr aus seiner sitzenden Position heraus sahct über die Haare streicht, in der Hoffnung, das würde ihr vielleicht irgendwie helfen und zu verstehen geben, dass alles ok war.
Fox Atem war schwerer, angestrengter geworden, nachdem Lucy die Salbe aufgetragen hatte. Insgesamt war sie unruhiger - trotz Pips lieber Geste.
Die Finger bebten unruhig, Fox' gesunde Hand nestelte an der Decke, umgriff schließlich hart eine Falte, als sie langsam die Stirn runzelte und die Augen einen Spalt weit öffnete. Aber Fox drehte sich nicht weg, hielt die linke Hand dann auch schlagartig ruhig, als sie wach war, um Lucy nicht zu stören.