Vorsichtig hatte Lucy die Hand ausgewickelt und nahm sie nun in Augenschein. "Wenn Sie darauf bestehen, lasse ich die Salbe beim nächsten mal weg.", meint sie konzentriert, "Dann kann es aber sein, dass es zu Wucherungen im Narbengewebe kommt, weswegen Sie dann im schlimmsten Fall wohl nochmal unter's Messer müssten."
Pip blieb wo er war und hielt weiterhin den Kontakt zu Fox aufrecht.
Fox hatte die Zähne zusammengebissen und sagte nichts. Sie hielt still, wenn auch Pip ihre Anspannung bemerken könnte. DAs war der Zug von Fox, den er noch nicht kannte - Härte gegen sich selbst.
Nachdem sie sich den massiven Bluterguss nochmal genau betrachtet hat, legt sie sorgsam einen neuen Verband an. "Das werden wir im AUgen behalten müssen.", meint sie und räumt in alter Gewohnheit das Zeug zusammen, "Wenn sich da in drei Tagen nichts verbessert, müsste ich da nochmal ran, fürchte ich. Ruhen SIe sich weiter aus- das gilt für Sie beide und wenn sie was brauchen sollten, ist Claire immer in der Nähe." Damit steht Wilcox auf und verlässt das Zimmer.
Sacht hatte Pip sie in den Haaren weitergestreichelt. Er kannte Fox' Verhalten auch von sich selbst. Wenn es einfach zuviel wurde...
Wenn er hinten im Nacken in ihre Haare griff, waren diese ganz weich - nach vorn hin allerdings fast hart wie Stroh. Die Jahre hatten Spuren hinterlassen. Sie schloss die Augen.
Fox verschlief den restlichen Tag, ohne aufzuwachen, bis in den Abendstunden die Natur ganz energisch ihr Recht verlangte und sie aus jeder Ruhe riß. Fox war so im Trott, dass sie sich ohne nachzudenken über die linke Schulter aus dem Bett rollte - und erst einmal herzhaft fluchte.
Pip schreckte hoch, als Fox das Fluchen anfing, denn er war inzwischen in seiner aufrechten Position eingedöst. "Was ist?", kommt es leicht verschlafen, nichts desto trotz alarmiert von ihm, "Alles ok? Kann ich helfen?"
Pip beobachtet sie aus halb geschlossenen Augen, bereit wenn nötig einzugreifen.
Wenn sie zurückkehrt, sollte sie ihn fast unverändert vorfinden. Die Augen geschlossen, ruhiger und gleichmässiger Atem, entspanntes Gesicht, ein Arm auf ihrem Kissen abgelegt, der andere auf seinem Bauch und aufrechte Position. Der Kopf war ein wenig zur Seite gesackt.
Sie war zwar alles andere als sicher auf den beinen, aber dafür wild entschlossen. Es war gut, dass er schlief - sie war blass, als sie wiederkam, aber gut gelaunt und fühlte sich wesentlich besser. Leise setzte sie sich an die Kante des Bettes, zog dann die Beine hoch und saß schließlich im Schneidersitz am Bettende, Pip betrachtend, wie er schlief.
Beinahe als würde er merken, dass sie ihn beobachtete, regte Pip sich irgendwann. Er verzog das Gesicht, als er in alter Gewohnheit die Schultern mal richtig nach hinten durchstreckten wollte- aber halt, da war ja was, was sich 'frische Nähte' schimpfte. Grummelnder Weise lässt er dann nur die Gelenke ein wenig kreisen, was jedoch bei Weitem nicht denselben entspannenden Effekt hatte. Pip blickt auf und lächelt, als er Fox da sitzen sieht. "Geht's besser?", hakt er trotzdem nach.
Sie nickte und musterte ihn - mit beiden Augen, soweit das rechte nciht bedeckt war. Fox' Gesicht war fast völlig abgeschwollen und sie sah anders aus.
Sie sollte ein ehrliches, warmes Lächeln ernten. "Schön.", findet Pip leise und schaut sie aus seinen dunklen Augen an. Er legt den Kopf leicht schief. "Was hast Du?"