Pip half ihr wie selbstverständlich dabei und zog ihre Decke bis an ihr Kinn hinauf. "...Versuch doch zu schlafen.", meint er leise, "...Keine Sorge, ich bin noch da, wenn Du wieder aufwachst..."
Pip lächelt weiterhin und blickt auf Fox herunter, während sie wegschläft. Er kraulte sie sacht im Nacken, bis auch ihm allmählich die Augen zufielen. Die Nähte im Brustkorb rebellierten ziemlich, nachdem Fox mehr oder minder dagegengelehnt hatte, doch das war es ihm allemal wert. Irgendwann wurde es dunkel um ihn herum und Pip's Kopf sackte nach vorn.
Fox hatte jedes Zeitgefühl verloren, als sie irgendwann aufwachte. Ihr brannten die Augen - das Rechte mehr als das Linke - und das unangenehme Brennen wie von frischen Schürfwunden im Gesicht hatte sie geweckt. Sie fand sich in Pips Schoß liegend und lächelte prompt. Dann hörte sie ein ungewöhnliches Geräusch und spürte ihren Magen rebellisch knurren. Es machte ihr bewußt, dass sie seit Tagen nichts gegessen hatte. Vorsichtig drehte sie den Kopf und sah zu Pip hoch.
Der schien tief und fest zu schlafen. Der Kopf war nach wie vor nach vorn gesackt und auch ansonsten hat er sich scheinbar nicht einen Millimeter bewegt. Sein Atem war verhältnismässig flach und nicht sonderlich ausgeprägt, der Puls langsam und sehr ruhig- Tiefschlaf, wie jemand sofort sagen würde, der dies von ihm kannte.
Fox schob sich ganz langsam von seinem Schoß. Ihr tat die linke, lädierte Schulter weh, auf der sie die ganze Zeit geschlafen hatte. 'Wie kann er besser liegen?' fragte sie sich, denn so zu schlafen bedeutete hinterher einen steifen Hals und schmerzende Schultern, wie sie aus eigener Erfahrung wusste. Sie zog sich zurück und setzte sich an die Bettkante, wo sie etwas verharrte, bis ihr die Füße kalt wurden. Dann stand sie auf und schlich auf leisen Sohlen zur Tür.
Pip regte sich nicht ein Stück. Vermutlich würde er sich hinterher selbst verfluchen, wenn er wieder wach wurde- zumal er sich seit Wochen nicht richtig strecken konnte...
Draußen im Flur lehnte Fox sich an die Wand - und streckte sich langsam. Knackend meldeten sich Knie, Hüfte, Wirbelsäule und Schultern, was sie von der Linken stöhnen ließ. Fox hatte Pip nicht stören wollen. Darum machte sie ihre verrenkungen erst hier draußen. Dann erst, die Schulter mit der rechten Hand umspannt, sah sie den Flur entlang und überlegte, wo sie etwas zu Essen herbekam.
Es war schon recht spät geworden und das Abendessen bereits serviert. Stille herrschte auf dem Flur, hier und da von leisem Schnarchen unterbrochen. Weiter hinten um die nächste Ecke war das Geräusch einer sich schliessenden Türe zu hören.
Fox sah sich in beide Richtungen um und war zunächst ratlos. Dann ging sie langsam nach links den Flur entlang und sah sich zum ersten Mal wirklich um.
Es handelt sich um ein fest installiertes Lazarett und nicht um eine improvisierte Feldkonstruktion. Auf den ersten Blick war es ebenerdig gehalten, um die Verletzten besser von A nach B transportieren zu können. Es gab hier und da Schildchen an den Wänden, die einem den Weg wiesen. Abort. OP. Leichenhalle. Die einzelnen Zimmer waren durchnummeriert.
Fox sah zurück, merkte sich jetzt bewusst ihre Zimmertür und die Nummer. Dann ging sie weiter, die Umgebunf studierend. "Klar, Kantine steht nirgends", murmelte sie leise.
Die Küche befand sich in einem Nebengebäude, welches über einen kleinen Innenhof zu erreichen war. Doch um diese Zeit würde sie dort wohl kaum jemanden antreffen. Vor ihr um der nächsten Biegung war der Schein einer Lichtquelle zu sehen- höchstwahrscheinlich die Nachtschwester.