Es war wieder Betty, die die Nachtschicht hatte. Die Gute sprang fast einen Meter hoch, als Fox hinter ihr auftauchte. "Haben Sie mich erschreckt...", kommt es atemlos von ihr, wobei sie Carter aufmerksam mustert, "Haben Sie sich verlaufen? Benötigen Sie etwas?"
Bevor Fox etwas sagen konnte, knurrte ihr Magen so laut und vernehmlich, dass es im Flur hallte. Sie grinste schief. "Ich habe ... hunger. Und wollte fragen, ob Pip sich eigentlicha uch richtig hinlegen darf. Der verrenkt sich grad furchtbar beim schlafen."
Das Magenknurren entlockt Betty ein leises Grinsen. "Das ist ein gutes Zeichen, wenn Sie wieder Appetit bekommen, Ltd. Carter.", findet sie mit gedämpfter Stimme, "Ich schaue gleich mal, ob ich noch etwas Brühe und Brot auftreiben kann. Wegen Ltd. Jenkins- ich hatte sie beide vorhin lieber schlafen lassen- endlich findet er etwas Ruhe; ich fürchte zum Umlagern müsste ich ihn wecken, aber da schaue ich gleich nach. Es wäre besser, wenn Sie sich wieder hinlegen würden- ich bin gleich bei Ihnen."
Fox zögerte, dann fasste sie sich ein Herz und fragte: "Können sie... noch mal nachsehen, was los ist? Es brennt grad recht gemein..." Sie sprach nur leise und ihr Unbehagen war ihr anzumerken.
Fox nickte vorsichtig. "Wenn ich wüsste, was er kann und darf und was nicht, würd ich ja drauf achten..." dann zog sie sich zurück und kehrte mit einem Umweg über den Abort ins Zimmer und ins Bett zurück.
Pip sass beinahe unverändert da. Ein wenig zusammengesackt war er, aber das war auch schon alles. Er bekam nicht mit, wie Fos wieder in's Bett kam.
Ungefähr zehn Minuten später öffnete sich die Tür erneut und Betty kam mit Rollwagen und Laterne bewaffnet ausgesucht leise in den Raum. Sie wirft einen Blick auf Pip und schüttelt den Kopf. "Erst findet er keine Ruhe und dann schläft er derart unbequem- erstaunlich.", murmelt sie vor sich hin, während sie dem Schlafenden sie Nähte auf der Brust untersuchte. Sie schaut zu Fox. "Sieht gut aus- alles dicht.", meint sie und kommt dann zu Carter hinüber, um deren Verband im Gesicht in Augenschein zu nehmen.
Fox war an die kante gekommen und hatte sich wieder aufgesetzt, damit Betty sich nicht zu sehr hinunterbeugen musste. Sie hatte die Decke um sich gezogen und wartete ab, was passieren würde.
Betty richtet erst die verspiegelte Laterne aus, damit sie genug Licht hatte und holt dann den Rollwagen heran. Anschliessend holt sie sich einen Stuhl dazu und setzte sich, sodass sie mit Fox auf einer Höhe war, nachdem sie sich die Hände desinfiziert hatte. Sachte griff sie nach den Strippen, die die Auflage an ihrem Platz hielten und löste diese. Dann nahm sie die gleiche Tinktur zu Hilfe, die auch Lucy verwendet hatte, um die Wundauflage zu abzulösen, sollte dies nötig werden. Sie ging sehr behutsam dabei vor, da sie nicht wusste, wie es unter dem Verband aussah.
Die Prozedur war alles andere als angenehm, doch Fox hielt still. Ihr lief eine Träne über das gesicht, die aus dem operierten Auge stammte - und weitere folgten, was aber kein Gefühlsausbruch war, sondern die Reaktion auf den Verbandwechsel. Fox hatte die Hände in die Decke gekrallt, um stillzuhalten und den Kopf nicht wegzudrehen. Unter den Verbänden klafften die offen gelassenen Schnitte, doch in ihrem Grund war das knubbelige, rosige Fleisch weiter gewachsen und man sah Unmengen von winzigen roten Punkten unter der schimmernden Oberfläche, die neue Blutgefäße waren... und sich sofort zu größer werdenden roten Flächen veränderten, als der Verband gelöst wurde. Das rechte Auge war wieder verklebt, aber diesmal von einer Mischung aus geronnenem Blut und getrocknetem Sekret, was eine Rötung im Auge verursacht hatte. Von der Infektion war nichts mehr zu sehen.
"Das schaut doch hervorragend aus.", meint Betty während sie sorgsam und vorsichtig die Blutungen stillt, um Fox nicht noch mehr Unbehagen zu bereiten, "Jetzt wo die Entzündung raus ist, kann es endlich vernünftig heilen." Nachdem das erledigt ist, trägt auch Betty wie Lucy zuvor jenen Balsam auf, der ein zu extremes 'Narbenwuchern' verhindern würde. Dann widmet sie sich dem Auge. Unter Zuhilfenahme von abgekochtem Wasser, welches noch ein wenig lauwarm war, befreit sie das Auge vorsichtig mit einer Art 'Wattestäbchen, so wie Lucy es schon im OP gemacht hatte, von den Verklebungen. Doch nun gab sie noch einen Tropfen einer speziellen Lösung in das Auge, was die Reizung nehmen würde. Erst ganz zum Schluss verteilt sie- wie ihr aufgetragen wurde- eine dünne Schicht Salbe auf dem neuen Verband gegen das Festpappen und legt diesen sacht über die Wunde, um dann die neuen Strippen wieder zu fixieren. Sie schaut Fox an. "So, das war's.", meint sie und deutet auf die bandagierte Hand, "Möchten Sie, dass dort auch gleich schaue, oder machen wir das morgen früh?"
"Das kann warten", meint Fox leise. Es kam ihr grade vor, als würde das ganze Gesicht pochen. Sie schob die beine ins Bett zurück - für den Augenblick grade sehr wortkarg.
Betty nickt. "Es tut mir aufrichtig leid, doch ganz schmerzfrei geht es leider nicht- nicht bei dieser Art der Verwundung.", meint sie leise und entschuldigend und räumt das Zeug zusammen, um sich dann dem Rollwagen zuzuwenden. "Wo möchten Sie, dass ich Ihnen die Brühe abstelle?", fragt sie freundlich, als sie sich mit einer dampfenden Schüssel in der einen und einem Kanten Brot und nem Löffel in der anderen wieder zu Fox umdrehte.
Fox deutete auf den Beistelltisch. Dann bat sie: "Bitte - er wird sich kaum bewegen können, wenn er weiter so liegt..." Der Appetit war ihr für einen Moment vergangen.