Da Tha'Risha nicht in ihrem Zimmer war, kam keine Antwort.
In Cyrgayas Zimmer ging die Halbdrow zum Fenster und sah sich den Frühnebel an. Ihr Magen beschwerte sich, da er gestern abend das eigentlich versprochene Abendessen doch nicht bekommen hatte. Grinsend ging sie zur alten Frau, flüsterte :"Ich bin unten." und nahm sich ihren Mantel.
Die Halbdrow betrat mit der Pfeife im Mundwinkel den Schankraum und besorgte sich ein schwarzes Gold. "Vendui, so früh schon auf?" begrüßte sie Selanaya und setzte sich ihr gegenüber.
Ein stilles Lächeln umspielte Selanayas Züge. "Vendui Ilhar" Sie schien diese Worte ganz bewußt zum ersten Mal so auszusprechen... "Es ist so schön still am Morgen... wie hast du geschlafen?"
Das Klopfen an der Tür hatte Sirgal hektisch auffahren lassen. Ihr leichter Schlaf war zum einen ein Segen - aber auch ein Fluch. Verwirrt sah sie sich um. Sie musste am Abend über der Antwort, die sie der jungen Frau schuldig war, eingeschlafen sein. Die Botin sah sich im Zimmer um. Sirgal hatte Kopfschmerzen und der Arm pochte noch immer äußerst unangenehm. Da die Welt sich noch etwas weiterbewegte, wenn Sirgal die Blickrichtung änderte, war ihr klar, dass sie immernoch Fieber hatte. Außerdem war das Wechseln zwischen Schweißausbrüchen und Schüttelfrost ebenso eindeutig. Mit leisem Stöhnen ließ Sirgal sich in die Kissen zurücksinken. So konnte sie unmöglich reiten... Aber sie zog den Gürtel, der über der Stuhllehne hing, zu sich heran, zog Pergament, Feder und Tinte hervor und schrieb ein paar Worte auf:
Ich bin = usstan tlun Mein Name ist = ussta kaas zhah Wie ihr wünscht = asanque Was kann ich für Euch tun = vel'bol shlu'ta usstan xun whol dos
Sie hob bei dem Wort "Ilhar" die Augenbraue. "Naja, habe schon besser geschlafen." Sie nahm einen großen Schluck. "Ich werde heute morgen, besser gesagt, gleich nach Gullminne aufbrechen. Sirgal wird solange hierbleiben, bis sie wieder gesund ist, Lorilir soll sich um sie kümmern." Wieder einen Schluck. "Wenn du magst, kannst du dir auch noch die Stadt ansehen."
"Nun das mit der Stadt hört sich natürlich verführerisch an... Lorili bleibt auch hier? Dann hätte ich ein Gesprächsgegenüber. Was ist mit dir rufen dich die Landesangelegenheiten? Ach und Thari? da gibt es noch etwas das ich dringend mit dir besprechen möchte..." sprudelte es aus Selanaya herraus.
Tha'Risha lehnte sich zurück und hob die Augenbraue. "Selanaya, eins wollte ich dir schon lange mal gesagt haben : Nenn mich noch einmal Tha'Ri und du hast ein Problem mit mir. Verstanden?" Es war nicht so freundlich gemeint, wie es sich anhörte. "Ja, mich rufen die Landesgeschäfte. Was ist? Was wolltest du mit mir besprechen?"
"Magst du das nicht?" fragend schaute Selanaya Tha'Risha an. Oo Was war mit der Älteren plötzlich los? oO Ich wollte mit dir über...nun über das Drachenfest und die damit verbundenen Lehren meinerseits bei den Heilern des M.A.S.H sprechen.
"Nein, ich mag es ganz und gar nicht. Also lass es einfach." Tha'Risha ließ sich einen weiteren Becher kommen. "Ich nehme an, du hast beim MASH viel lernen können. Doch was möchtest du mir sagen?"
"Taudl, es wird nicht wieder vorkommen. Ja ich habe in der Tat viel lernen können, besonders die Akkupunktur fasziniert mich." Stolz hielt sie Tha'Risha die beiden Nadeln hin welche ihr der Heiler geschenkt hatte. "Ich würde mein Wissen in diesem Bereich und auch in der praktischen Heilung gerne erweitern. Ich habe mir überlegt..." Selanaya holte tief Luft. "Ich spiele mit dem Gedanken mich für eine Weile dem Mash anzuschließen..." nun war es herraus. Selanaya senkte doch nun zum ersten Mal nicht den Blick sondern sah Tha'Risha offen an, allerdings konnte sich nicht verhindern das sie errötete.
Was Heilkunde anging, so interessierte sich Tha'Risha nicht im Geringsten dafür, deswegen nickte sie nur. "Dem Mash anschließen? Du? Eine Drow?" Sie hätte fast gelacht. "Oh, Kind. Glaubst du wirklich, dass sie dich akzeptieren werden, als gleichwertig?"
"Nun es käme auf einen Versuch an, aber das was ich bis jetzt so von ihnen gehört habe. Und da ich ja mit ihrem Obersten sprechen konnte... schien es zumindest nicht von vorneherrein unmöglich. Aus diesem Grund möchte ich es gerne zumnindest versuchen, abweisen können sich mich schließlich immer noch. Im übrigen schienen sie auf dem Drachenfest keinerlei Probleme mit mir zu haben und ich habe diesbezüglich auch mit dem Heiler gesprochen der mir diese Naden schenkte. Er meinte ich sollte mich wie die Anderen Söldner bewerben, in diesem Falle natürlich nicht als Söldner sondern als Heilerin in Ausbildung. Jean Alexandré Basconé ihr Kommandeur, mit dem ich ja vor dem Drachenfest schon in Briflichem Kontakt getreten bin wird dies dann zu entscheiden haben." Selanayas Stimme war fest und sehr direkt, man merkte ihr an das es ihr scheinbar wirklich ernst war. Etwas hatte sich in ihrem Ausdruck ebenfalls verändert, kaum greifbar aber doch deutlich zu fühlen...