RE: Haus des 'Wildhüters' - 93

"Ich weiß es doch... ich weiß so vieles über euch... euer denken, handeln... und doch verstehe ich manches nicht." sagte sie nachdenklich, erhob sich und ging langsam weiter die Kuppe hinauf.

Auch bei ihr zeigte sich jetzt ein verstecktes Humpeln, was das linke Knie anging, und die Bewegungseinschränkung des Beckens.
Er wusste so einiges nicht von Sirgal - und warum sie ihn so gut verstand.

"In all den Jahren, die ich schon reise, in all den Ländern, in denen ich war... ich habe von jeder Bevölkerungsschicht, von jeder Rasse, die ich im Leben traf, Leid erfahren. Sie haben mich geschlagen, auf mich geschossen, mich niedergeschlagen, mich mit Schwertern so gut wie zerlegt. Nur ein Volk hat das niemals getan. Die Ilythirien..."

"Ich kenne nicht einen einzigen, der anders ist. Weder aus Arach Suliss, noch von jeder anderen Insel noch von welchem Festland auch immer... Selbst die ach so feindlichen Krieger der Insel Merseberg, die alle anderen schwer verletzt hatten ... nicht ein Haar haben sie mir gekrümmt. Es war ihnen sogar unangenehm, dass die scharfe Schneide der Klinge einen Schnitt an meinem Hals hinterlassen hat..."

Diesmal seufzte sie.
"Vielleicht stecke ich ja in einem falschen Körper... nicht nur, dass ich eine Frau bin - auch die Hautfarbe scheint mir so oft falsch zu sein." sagte sie leise und ließ den Blick die Wiese entlang vorausschweifen. Sie entdeckte eine Eule, lächelte und beobachtete sie.

"Warum ein verdienter Soldat und ein Schatz von Wissen in ein Land wie Sel Tac'Zil gerät und man ihn adfür auch noch zu schätzen weiß?" Sie lächelte.

"Ihr gebt ihn bereits preis, Aly'Triss. Wenn auch nicht unter dem Namen, unter dem ihr ihn verborgen haltet - halten müsst." Diesmal sah sie ihn direkt an.

"Jemand, den ein inzwischen sehr toter Armbrustschütze verraten und gehasst hat, jemand den eine große, schlanke Drow mit einer wunderschönen Rose am Hals heimlich liebt und jemand, sogar von seinem ärgsten Feind geschätzt wird... Ein Krieger voller Erfahrung, der oft nachdenklich ist und sein Leid in der Musik erträglicher macht... Ein Mann voller Liebe und Leidenschaft, den so schnell nichts aus der bahn wirft - das zumindest will er alle glauben machen."
Sie erwiederte seinen Blick ruhig, ernst und ehrlich.

"Ihr seid noch mehr, Ausbilder - Ordensmitglied... aber das gehört nicht hier her."