Einen großen mann auf unsicherem Untergrund allein zu transportieren, war bei trockenem Wetter schon eine Herausforderung. In dem Trümmerfeld und bei eisigem Regen jedoch eine Aufgabe, die alle Reserven und alles Geschick erforderte... Mehrfach glitt er aus, brach zum Teil auf die Knie nieder.
Dann kamen sie auf ein Stück Boden, der sich verdächtig weich anfühlte. Ein Fluch kam dem Lieutenant über die Lippen. "Sei blos vorsichtig... das kann jeden Augenblick einbrachen!"
Auch Kyrillas hatte Mühe. Er war nicht der grösste und sicher auch nicht der stärkste. Schwach war er aber auch nicht und die Situation verlangte und weckte die Reserven.
Der Boden war glitschig und durch die Trümmer zu steigen war alleine schon nicht einfach gewesen und nun. Er hörte den hinweis von vorne und blieb kurz stehen. Er stützte sich, an einem scheinbar sicheren Stand ab und seine Hand glit zu Amiras Hals, wo er den Puls prüfte. Nein, nicht das auch noch..
Der Felscher würde es ja wissen - hoffte er zumindest
"Wenn ihr meint.."
Kyrillas nahm Amira erneut auf und ging vorsichtig vor. Schritt für Schritt. Der Boden schien weich und sicherlich würde er irgendwann auseinanderbrrechen.
Sie merkt nicht wie sie erneut abgelegt wird. Kyrillas' Stimme dringt nicht bis zu ihr durch. Auch die Anweisungen den Feldschers hört sie nicht. Die Unregelmässigkeiten in ihrem Puls nehmen zu...immer wieder werden die Aussetzer länger...Die Atmung ist fast komplet weg...
"Ich bin so froh, Dich wiederzusehen.", platzt es aus Amira heraus und sie fällt ihrem Lehrmeister um den Hals. Dieser erwiedert die Umarmung. Als sie sich wieder voneinander lösen, sagt er immer noch nichts. "Khaled ist tot. Ich habe es tatsächlich geschafft- und Du sagtest, er sei zu stark für mich.", sprudelt es aus ihr heraus, "Sylwanah und ihrer Familie geht es gut. Sie vermissen Dich und waren sehr traurig als ich ihnen von Deinem Ableben berichtet habe. Aber ich habe mich wohl geirrt. Wollen wir sie gemeinsam besuchen gehen? Es würde Dir gefallen- sie haben das Haus ausgebaut und Ban lebt mit seiner Familie nun auch dort." Immer noch keine Antwort. "Bakal? Was hast Du?", fragt sie mit belegter Stimme, als sie registriert, dass er sie nach wie vor nur traurig ansieht...
Der Lieutenant war auf ein Knie heruntergegangen und brauchte eine kurze Pause. Er beobachtete, wie der junge Grabenkämpfer sich vorantastete und nickte zufrieden. Es war froh, dass er es nciht mit einem dieser Grünschnäbel zu tun hatte, um die er sich dann später selbst noch hätte kümmern müssen.
Seine hand ruhte auf Allisters Rücken. "Keine Sorge", sagte er leise, "Wir sind hier bald raus. Dann kommt alles wieder in Ordnung." Es waren die beruhigenden Worte eines mannes, der schon zu viel gesehen hatte... eigentlich war er mit hergekommen, weil er aus dem direkten Kriegsgebiet herauswollte. Aber scheinbar war es hier nicht anders, auch wenn der Gouverneur ander Ansichten hatte.
Nach dem Kyrillas mit Amira ein Stück voraus war, erhob er sich wieder und kam mit Allister nach - und es kam, was kommen musste.
Kyrillas ging vorsichtig, der Boden war wirklich brüchig und inständig hoffte er das er halten würde bis alle 4r in Sicherheit waren.
Nach guten 4-5 Meter war es tatsächlich besser und Kyrillas gönnte sich eine Pause. Er legte Amira nieder. Seine Hand prüfte erneut den Puls
Schwach - Aussetzer - Schwach
Der junge Grabenkämpfer tastete nach der Schnapsflasche, riss den Deckel ab und hielt ihr die Flasche unter die Nase. Es war das beste was ihm einfiel. Er hoffte sie würde ihr bewustsein erlangen.
Nach ein paar Schritten gab der Boden nach und er brach mit einem Bein komplett ein. Der Feldscher riß Allister noch ein Stück hoch, dann blieb er mit hartem Ruck stecken. Der Schmerz schoß ihm durch den Körper wie ein glühendes Eisen. 'Nur ein Bein - das geht schon', schoß ihm durch den kopf. Es dauerte eine Weile, bis er wieder klar war und den Verletzten seitlich ablegte.
"Geh! Bring sie ins Lazarett! Lauf..." rief er dem anderen zu.
Immer noch ist sie in der trügerischen Sicherheit ihrer Bewusstlosigkeit gefangen. Der Schnapsgeruch erreicht sie nichtmal ansatzweise. Man konnte praktisch zusehen, wie Amira immer weiter abdriftet...
"Bakal, was hast Du?", fragt sie erneut. Ein trauriger Blick, keine Worte. Stattdessen hebt er die rechte Hand und streicht ihr sanft über das Haar und die linke Wange. "Warum bist Du hergekommen?", fragt er schliesslich mit brüchiger Stimme, "Warum so früh?"
Der Lieutenant schloss kurz die Augen. 'Morrow sei dank - er tut, wasman ihm sagt...' dachte er. Dann aber musste er sich um sich selbst kümmern. Er griff kurz nach Allister und prüfte dessen Lebenszeichen und den Zustand der Verletzung - nicht gut, aber einigermaßen stabil. Es wurde Zeit, dass er hier wegkam! "Gib mir einen Moment Zeit, Gouverneur - dann gehen wir." sagte er leise, und stemmte sich dann aus dem Loch. Er spürte die Splitter, die warme Feuchtigkeit von Blut am Bein. Es musste egal sein. Der scharfe Schmerz im Rücken machte ihm jedoch mehr Sorge - aber auch das musste gehen. Egal wie. Er hatte gefühl im Bein, konnte es bewegen -das reichte.
Einige Minuten Später hob er den Verletzten wieder auf und folgte dem jungen Grabenkämpfer nach unten.
Kyrillas eilte nach unten. Die Treppe war zum glück soweit ganz und sie hatte gehalten. Schon sah er das improvisierte lazzaret, wo er hin musste.
Er hoffte inständig das dort jemand war der sich um sie kümmern konnte. Viel konnt er nicht ausrichten - klar er konnte eine Wunde verbinden und so aber mehr nicht.
Sie kamen ihm entgegen und nahmen ihm Amira ab. "Was ist passiert?" wurde er gefragt, als man das Blut im Gesicht sah...
Langsam kam der Lieutenant an die Treppe. Er konnte nur Schritt um Schritt gehen. Die Stufen hinunter waren eine Qual, doch sein Gesicht verriet nichts. Er brachte Allister nach unten - und das Entsetzen war groß, als er ihn an vielen vorbeitrug. Sie kannten ihn schließlich alle.
Man brachte ihn gleich zu einem Behandlungstisch, wo er entkleidet und gesäubert wurde - selbstverständlich vor den Augen der anderen abgeschirmt. Der Lieutenant selbst säuberte sich und nahm sich der Sache an. Das hier musste jetzt schnell gehen und es würde zu viel zeit vergeudet, Erklärungen abzugeben.
Noch immer verschlechtert sich ihr Zustand zusehends. Mittlerweile sieht Amira mehr aus wie ein Leichnam, als wie ein bewusstloser Mensch. Sämtliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, was die Blutspuren nur noch stärker hervorhebt.
Ihre Verletzungen konnten das nicht hervorgerufen haben- dazu waren sie zu harmlos. Das Bein sah zwar schlimm aus, würde aber heilen. Die Hände bestehen auch mehr aus rohem Fleisch, als aus intakter Haut, doch auch sie würden nur Zeit benötigen. Die Platzwunde am Kopf war nur oberflächlich. Ihre linke Rippenpartie ist lediglich geprellt.
Ihr Körper ist ungewöhnlich kalt. Sie scheint so kraftlos. Wenn ihr jemand in die Augen sehen würde, würde er nur einen starren Blick vorfinden. Kein Leben. Kein Glanz. Nur Leere. Puls und Atmung kaum noch feststellbar. Sie hatte soviel Energie investiert, um Allister zu finden und irgendwie zu helfen...
"Ich verstehe nicht...", antwortet Amira ihrem alten Lehrmeister zögernd und zieht die Brauen zusammen, "Wovon sprichst Du?"
"So genau weiss ich es nicht. Kümmert euch um sie, ich denke es eilt."
Kyrillas war froh das Amira ihm abgenommen würde. Er selbst war zum Glück soweit unverletzt - die paar Schrammen und kleinen Dinge waren nicht so schlimm, das sie nicht warten konnten.
Als sie Amira mitnahmen, sah er nach hinten und sah das es der Felscher ebenfals geschaft hatte. Allister wirkte noch schlimmer als vorhin, vieleicht aber war es auch nur die Sorge die nun oberhand gewann.
Hier konnte er nichts tun. Er würde den suchen, der das Kommando übernommen hatte. Klar, er hatte keinen hohen Rang stand aber in der Gunst des Gouverneur, was sehr wohl einigen bekannt war.