Sie musste hoch! Sirgal biß die Zähne zusammen und rollte sich auf die Seite. Dunkle Flecke vor den Augen, Übelkeit und ein so schlimmer Schmerz, dass sie beinah aufgeschrien hätte, waren die Folge. Aber Sirgal wurde nicht laut. Eigentlich nie. Je schlechter es ihr ging, desto stiller wurde sie. Mit tränenblinden Augen und nach Luft ringend kam sie auf die Knie und blieb gekrümmt zusammengekauert. Jetzt zitterte sie heftig.
Mit einem leisen, gequälten Stöhnen kam Sirgal hoch, ignorierte das Knirschen in ihrer Flanke und schnappte nach Luft, als sie sich an der Bordwand hochzog. Sie schob sich unter der Plane heraus und warf einen Blick auf die näherkommende Küste. "Das ist nicht die Insel der Pferde!" stieß sie atemlos aus. "Grauer Vater - Wo um alles in der Welt sind wir?" Sie klammerte sich an der Reling fest, die Rechte fest vor den Leib gepresst, um den Schmerz zu mäßigen. Ihr gaben fast die Knie nach, doch sie hielt sich verbissen aufrecht. So war zumindest das Atmen leichter.
Der Schiffsjunge sah ihr nach und kämpfte dagegen an das ihm die Augen zuvielen... dann war sie unter der Plane raus und er sah sie nicht mehr... "sie ihr geht es.. gehte sgut." sagte er noch, nicht wissend wie es Sirgal wirklich ging.
Nur der eiserne Wille nicht hier, heute und jetzt sterben zu wollen, nicht mit der Aussicht auf Hilfe dort vorn, hielt sie aufrecht. Außerdem ... das Kind! Auch der Steuermann blutete - sie sah es überdeutlich. Auch dass seine Hautfarbe einen gefährlichen Grauton angenommen hatte. Er hielt sich am Ruder aufrecht, wie sie an der Reling. Das Kind... Was konnte sie hier und jetzt tun? Erst die Blutung... Langsam kroch sie regelrecht an der Reling entlang, bis sie etwa auf Höhe des Steuermanns war. Sie durfte nicht fallen. Wenn, würde sie nicht wieder aufstehen, das wusste die Botin. Sie passte sich eine Weile den bewegungen des Schiffes an, dann wagte sie es, loszulassen. Vorsichtig ging sie auf Steini zu, kam zu ihm ans Ruder.
"Ihr seid am Leben..." sagte der rauh.
Sirgal lächelte. "Ja..." Dann ließ sie sich auf die Knie nieder. Es musste gehen! Das auf dem Deck aufkommen mit den Knien war wie der Hieb einer Axt in ihre Flanke. Aber sie musste Atmen! Sirgal brauchte lange, um sich zu beruhigen. Dann streckte sie vorsictig die Hände aus. Egal, wie die Wunde unter dem dreckigen Verband aussah - er durfte nicht verbluten! Leise sprach sie: "Beth i dîn - sereg dîn si.*" Es war nur ein kleiner Zauber, aber er verlangte alle Kraft von ihr. Die Blutung kam zum Stehen.
Sie kauerte noch eine Weile unter Schmerzen dort, bis sie sich wieder aufraffte und in den Schutz der Persenning zurückkehrte. Der eisige Wind, der ihr im Rücken gestanden hatte, hatte den Schmerz zunächst betäubt. Sie kam zu dem Kind. Ihre Linke tastete nach seiner glühenden Stirn - das zumindest erwartete sie...
und genau das fand sie vor. einen tick schlimmer als erwartet. Die kühle Hand ließ ihn aufschauen udn versuchen die Augen zu öffnen, doch er hustete statdessen schlimm.
ganz gewiss.. Man hörte wie das rasseln mal mehr mal weniger war, aber tendentiell schlimmer wurde auch lief dem Knaben die Nase nur so wie ein Sturzbach....er hatte eine handfeste schlimme erkältung sich über die Kälte eingefangen udn schien mit großen schritten einer Lungenentzündung entgegen zu marschieren.
DAs magische Heilen von Krankheiten war Sirgal nicht fremd. Wäre sie in besserer Verfassung gewesen, wäre es kein problem. Aber so? Sie hatte keine Chance. Ihre Hände zitterten selbst. Sie war schwach...
Die Erwartung hielt Sirgal aufrecht. "Könnt ihr den Jungen in Euren mantel nehmen?" bat sie den Händler, der sie erstaunt und ungläubig beobachtet hatte. Der tat es und holte sich den Jungen in die Arme. Sirgal nickte. "Bitte... haltet ihn warm..."