Als Sirgal schließlich spricht - nicht ahnend, was gerade in Allisters Kopf vorgeht, und was somit auch sie selbst einschließt - ist sie leise, sanft, aber absolut unerschütterlich und sicher in dem, was sie sagt. "Wir sind in dieser Welt, um zu lernen. Alles, was uns begegnet, ist dazu da, um uns weiterzuhelfen. Auch das, was Anna geschah, was sie angenommen und auf sich genommen hat, ist Ihr Weg und sie erfüllt damit auch einen Teil für uns - denn wir, die wir zurückbleiben, müssen mit dem leben, was sie uns sagt und gibt. Wir müssen mit dem Gefühl des Verlustes ebenso umgehen, wie mit der Tatsache, dass sie uns vorausgehen konnte, dass sie ihren Teil der Arbeit hier in dieser Welt erledigt hat. Wir, die hier geblieben sind, uns ist es nicht vergönnt, zuzusehen, zu helfen und die Wesen dieser Welt an die Hand zu nehmen und im Stillen zu leiten, Ihren Schicksalsweg zu schauen und zu beeinflussen. Sie hingegen geht in die Ruhe, und danach findet sie andere Aufgaben. Und wenn es sein soll, werden wir uns wieder begegnen..."
Amira hatte gute Ohren; und so entgingen ihr Sirgal's Worte nicht, auch wenn sie einen Tisch weiter sass. Sie überlegte. "Anna?", geht es ihr durh den Kopf und es dauert einen Moment lang, bis der Groschen fiel. "...von Lorbach?", bewegt sie tonlos die Lippen, als ihr das Gesicht der Frau in Rüstung in den Sinn kommt. Vor dem Chaoslager auf dem letzten Fest der Drachen hatte Amira sie notdürftig zusammengeflickt, ansonsten jedoch nicht wirkliche näher mit ihr zu tun gehabt. Sirgal's Worte stimmen sie jedoch auch nachdenklich. Etwas ganz Ähnliches hatte Falk von ihr erbeten, sollte seine Zeit eines Tages gekommen sein. Nicht aufgeben und den eigenen Weg weitergehen...
Es war einer der bisher wenigen Momente in dieser für sie so fremden Welt, in der Sirgal unerschütterliche Ruhe und Kraft ausstrahlte. Sicherheit und Gewißheit um das, was sie eben gesagt hatte... Würde sie in diesem Moment jemand mit der Anderssicht anschauen, würde er einen feinen, hellgrauen Schimmer sehen, der sie umgab und ein inneres Licht von stillem Glanz.
Amira blickt auf. Sie weiss nicht woran es genau lag, doch irgendwie fühlte es sich gerade so an, als würde jemand nach ihrem Herz greifen. Sie schluckt schwer. Schliesslich steht sie auf, tritt neben Allister und legt ihm eine Hand auf die Schulter. Sie wusste nicht, welche Gedanken ihm vor wenigen Augenblicken noch durch den Kopf gegangen waren, daher denkt sie sich nichts dabei, als sie eine simple, jedoch von einem angenehm warmen Gefühl begleitete Botschaft in seinen Geist schickt. "Wenn es etwas gibt, was ich tun kann...ich bin da." Anschliessend nickt sie Sirgal zu und verlässt ohne ein Wort die Kantine. Irgendwie hatte sie gerade keinen Hunger mehr...
Sirgal wendet den Kopf und sieht ihr nach, als Amira geht, bleibt jedoch bei Allister stehen. Auch diesesmal würde sie ihn nicht einfach so allein lassen. Nicht ihn.
Nach einer Weile frag sie aber vorsichtig: "Möchtest Du allein sein?"
Gedankenverloren streift Amira über das Kasernengelände, schaut einen Moment lang bei den Übungskämpfen zu und bezieht dann schliesslich einen erhöhten Posten oben auf der Treppe zum Lazarett. Sie hockt sich auf eine der steinernen Bänke und stützt die Ellenbogen auf die Oberschenkel und starrt ins Leere...
Bei dem vertrauten Geräusch horcht Amira auf. Sie hebt den Kopf und späht in die Richtung aus der der Klang kam. Sie erkennt Kyrillas, als dieser um die Ecke biegt und ihre trübe Miene hellt sich ein wenig auf. "Morgen. Was macht das Knie?", fragt sie, als er sie erreicht hatte.
"Na dann prost.", meint sie beim Anblick der Flasche. "Dies und das.", findet sie und gibt eine Kurzzusammenfassung dessen, was sich vorhin in der Kantine zugetragen hatte, "Wunder Dich also nicht, falls er ein wenig 'seltsam' drauf sein sollte." "Und dann noch die Reise nach Cendara.", fährt sie fort, "Ich weiss nicht. Irgendwie habe ich da ein ganz blödes Gefühl..."
"Ich denke schon.", antwortet sie, "Ich habe da was von der Seite mitbekommen...moment...Wie war der Name noch gleich?...War so ein ganz junger Kerl..." Nachdenklich legt sie einen Zeigefinger an die Lippen. "...Kerl...Kelle...Kell- das war's! Kell. Kennst Du ihn?", fragt sie Kyrillas.
Kyrillas legt die Stirn in Falten und überlegt kurz
"Ich glaube ja, stand eine Weile unter meinem Komando. Soweit mir bekannt macht er eine Ausbildung zum Langschützen. Ein etwas komischer Kerl, aber vertaruensvoll und zuverlässig"